Pünktlich (und wesentlich pünktlicher als diese Kritik) zur <a href="http://www.laut.de/Fotogalerien/Wacken,-2017-6263/Schlammschlacht.-183473" rel="nofollow">Festivalsaison</a> gibt/gab es Neues von den sich bereits zur Institution gemausert habenden Briten. Album No. 3 gingen gottlob keine Hiobsbotschaften wie dem Vorgänger "Brainwashed" voraus: Sänger Lawrence Taylor musste sich 2015 einer Kehlkopf-OP unterziehen. Stattdessen gab es einige vielversprechende Singles, die auch einen gewissen Kurswechsel der Band andeuteten:
Während "Brainwashed" noch betont breitbeinig und -schultrig daher gestampft kam, versuchen sich WSS auf "You Are We" an einem feiner ausgearbeiteten Sound, der (idealerweise) rasante und aufs Wesentliche heruntergebrochene Metal-/Hardcore-Aggressivität mit melodischen Leads und hymnischen Hooks vermählt, bzw. sie (nicht ganz so ideal) zumindest nebeneinander stellt. Von Vergleichen mit gewissen maskierten Mülleimerkloppern aus Iowa dürfte sich die Band somit freigeschwommen haben.
Eine der erwähnten Singles ist der Titelsong <a href="https://youtu.be/TM7DKXxAlH0" rel="nofollow">"You Are We"</a>, mit dem WSS gleich einen der Höhepunkte des Albums direkt an dessen Eingangspforte postieren: In puncto abwechslungsreiches Songwriting kann sich hiervon mancher eine Scheibe abschneiden, organisch fließen melodische Riffs, die entfernt an MACHINE HEAD zur "Unto The Locust"-Zeit erinnern, angreifende HC-Parts und die Hook ineinander, die, trotzdem sie auf "Hymnizität" gebürstet ist, dem Stück nicht den Wind aus den Segeln nimmt.
Wie man nach einem solchen Brett guten Gewissens einen derart morschen Ast wie "Steal The Sun" plazieren kann, bleibt mir ein Rätsel: Hier treiben WSS auf die Spitze, was dem Album immer wieder ein Klotz am Bein ist: Nicht der fast verschämt leise eingestreute Rap-Gesang, sondern das absehbare und langweilige und ineffektive und ermüdende Aneinanderreihen von Stilelementen: Trocken-aggressive Parts verpuffen zugunsten von halbgarem Ohohoh-Geseier, das sich schon seit letztem Weihnachten angekündigt hat.
Unterboten wird "Steal The Sun" nur noch vom weichgespülten "Empire Of Silence", die Probleme zeigen sich jedoch, wenn auch abgeschwächt, nicht nur dort. Doch die Briten haben ein viel zu geschicktes Händchen, gut funktionierende Songs zu schreiben - und passioniert zu performen -, als dass man es ihnen wirklich ankreiden könnte, dass das Konzept des Öfteren recht durchschaubar ist.
Gerade in der zweiten Hälfte des Albums lässt man nichts mehr anbrennen und liefert, beginnend mit dem ungemein liebenswerten <a href="https://youtu.be/eH6tqXQNWUA" rel="nofollow">"Silence Speaks"</a> (mit BRING ME THE HORIZON-Sänger Oli Sykes), ein Qualitätsprodukt nach dem anderen. Besonders gefällig ist, wie die Band hier, abgesehen vom wuchtig-epischen "Settle Down Society", immer wieder die Daumenschrauben anzieht und dem dürstenden Ohr ein wenig tighte Raserei zuführt.
Dennoch: Das Ganze gerät mit einer knappen Stunde Spielzeit definitiv zu lang. Eben weil WSS zwar nicht allzu viel anbrennen lassen, aber ihren Qualitätsstandard dafür kaum dem Risiko von Experimenten aussetzen, fällt es schwer, gerade jene starke zweite Albumhälfte angemessen zu würdigen.
FAZIT: WSS präsentieren sich auch mit ihrem dritten Album, als eine interessante und ernstzunehmende Band. Abgesehen von ein paar Durchhängern, sowohl auf Album- als auch auf Songebene, liefern die Britcorer amtlich und manchmal gar königlich ab.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 05.08.2017
Aaran McKenzie
Lawrence Taylor
Sean Long, Mat Welsh
Adam Savage
Arising Empire
51:02
21.04.2017