Als WOBBLER 1999 anfingen, ihren Vorbildern aus der Hochphase des Progressive Rock nachzueifern, waren diese teilweise noch nicht älter als die Norweger selbst mittlerweile. Im Lauf der Jahre haben Tastenzauberer Lars Fredrik Frøislie und seine Rotte, deren Mitglieder nunmehr auch bei Tusmørke oder White Willow zocken, allerdings keinen Keil in Form eines Stilbruchs zwischen sich und ihr Publikum getrieben, sondern ihren orchestralen Retro-Prog in an Opulenz kaum zu überbietende Mammutsongs gegossen.
Der bisherige Gipfel dieser Haltlosigkeit veranschlagt knapp 50 Minuten, die sich auf vier Songs verteilen, und fungiert als Abschluss einer thematischen Trilogie, so man den 2009er Longplayer „Afterglow“ sowie dessen Nachfolger „Rites At Dawn“ miteinbezieht. Die Benennung „From Silence To Somewhere“ kann man beim Hören billigerweise so deuten, dass die Band von leiser Traurigkeit ausgehend ins Ungewisse strebt, wobei sich ihre kompositorischen Boliden abwechselnd aufplustern und sachte abflauen. Zur Gestaltung dieser Berg-und-Tal-Fahrt ist ihr jedes Mittel recht: Spinett-Emulation, echte Holzbläser (Bassklarinette, Flöten) und allerlei Schlaginstrumente, Anleihen bei traditionellen Stilen aus aller Welt von Flamenco über Italo-Prog bis zu geistlicher Musik, ein Chris Squire-Gedächtnis Rickenbacker und Jon Anderson-Gesang, aber das Ensemble auf Yes zu reduzieren, war und ist vermessen.
FAZIT: In seiner abenteuerlichen Anlage liegt die Scheibe von WOBBLER bei rückwärtsgewandtem Sound am Puls der Zeit, weil jene Entdeckerfreude, die auf "From Silence To Somewhere" hörbar geworden ist, schier begeistern kann. <img src="http://vg04.met.vgwort.de/na/f7bc1d5113e9438a97de86dd46cf1bc8" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 16.11.2017
Karisma / Soulfood
46:33
03.11.2017