Zwei Engländerinnen, gepackt vom Folkie-Syndrom, schließen sich zusammen. Das ist die extrem gekürzte Version der Geschichte von Zoe Nicol und Rosie Jones und sie mag auf den nur peripher interessierten Hörer nicht gerade vielversprechend klingen, angesichts der gesichtslosen Flut an Künstlern, die unter der Flagge Singer/Songwriter, Folk etc. x-mal benutzte Teebeutel wiederverwenden.
Doch amen, ich sage euch: Lasset nicht fahren den Mut, auch nicht ob des grausen ED SHEERAN, der seine zuckerigen leviathanischen Arme ein weiteres Mal um den Globus zu schlingen trachtet!
Die „Sorgenpüppchen“ machen mit altbewährten Mitteln interessante oder zumindest ehrliche und höchst genießbare Musik.
Ausgestattet mit Gitarre, Banjo, Mundharmonika und fast immer zweistimmigem Gesang entspinnen sie zehn Songs, die zwischen Melancholie („Endless Road“), naivem Kummer („Miss You Already“), kämpferischer Attitüde („Bless Your Heart Baby“) und manch anderem meist genau richtig zwischen „aufdringlich“ und „belanglos“ liegen.
Dies ist hauptsächlich der abwechslungsreichen Instrumentierung und den sehr gelungenen Gesangsmelodien geschuldet:
Mal eher reduziert aufs Wesentliche, wie im sich vor allem auf Klavier und Gesang beschränkenden „She Don't Live Here“, das dennoch eine gefühlvolle Spannung aufrecht erhält, mal mit breiterer Basis, wie im mit Musikvideo ausgestatteten „Bless Your Heart“, das auf einem weich treibenden Bass-Rhythmus ruht und mit Geige und E-Gitarre angereichert ist.
Unabhängig vom emotionalen und musikalischen Kontext glänzen die beiden, die sich als „beinah telepathisch verbundene songwriterische Kraft“ verstehen, durch stets gelungene und wenn schon nicht mitreißende, so doch immer mittragende Melodien, die sich schnell und angenehm im Ohr festsetzen.
Mein Favorit ist „Light Oh Light“, das in melancholischen warmen Wellen Visionen von sommerlichen Sonnenuntergängen in die Ohren spült und mit einem schönen Geigensolo aufwartet.
Am Ende des Tages wäre in musikalischer Hinsicht allenfalls mehr Variation im Gesang wünschenswert gewesen: In seiner Konzentration auf Zweistimmigkeit verspielt das Duo ein wenig die effektvollen Möglichkeiten zweier starker Stimmen.
FAZIT: Die WORRY DOLLS legen ein gutes Debütalbum vor: Vielleicht nicht allzu originell, vielleicht nicht jeden vom Hocker reißend, aber ehrlich, lichtdurchflutet, genießbar.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 14.03.2017
Zoe Nicol, Rosie Jones
Zoe Nicol, Rosie Jones
Bread & Butter/Alive
34:31
27.01.2017