Fast auf den Tag zwei Jahre nach „The Rain House“ erscheint mit „Secrets“ ein weiteres Album von X-MARKS THE PEDWALK. Diesmal auf dem eigenen Meshwork Music-Label, auf dem zuvor schon das höchst empfehlenswerte, instrumentale „Planisphéres“ von SIGNAL BRUIT erschienen ist.
Electronic rulez wie gewohnt, diesmal wieder rhythmisch schärfer und teils mit erhöhtem Tempo, meist tanzbar, doch auch fürs stille Zuhören geeignet. Inmitten der abgehackten Maschinenrhythmen und Sequenzerklänge gibt es immer wieder Ruhepausen, flaumige Sequenzen im tranceartigen Fluss. So folgt auf das hypnotisch treibende „Ghost“ das nachdenkliche und trotzdem mit hämmernden Sounds unterlegte „Sacred“, dessen gegensätzliche Elemente sich stützen und nicht gegenseitig auslöschen. Die einvernehmlichste Symbiose findet sich jedoch im starken instrumentalen Abgang „Crankmachine“.
Den Gesang teilen sich ansonsten wieder Sevren Ni-Arb und Estefaniá, letztere sorgt mit ihren leicht verhangenen Vocals für ausgleichende Wärme und einen Hauch Traurigkeit, weswegen die elektronischen Klänge nicht in Kälte erstarren. Ein leichter teutonischer Akzent passt zur Musik, wie beim kantigen, abwechslungsreichen „Photomatique“, das einmal mehr, wenn auch eher unbewusst, an frühe Arbeiten von John Foxx erinnert. Gelegentlich wirken die Stimmen im Hintergrund etwas verhuscht und unsicher („Sacred“), was die Fragilität des Songs auf eigenwillige Weise betont.
Die gelungensten Songs sind die eindringliche Ballade „Breathe“, die sich in ihren heftigeren Momenten zum impulsiven Drama entwickelt und das ebenfalls nachtschattige „Prisoner“ das wie eine gemeinsame Schöpfung von KRAFTWERK und (frühen) DEPECHE MODE wirkt und das bereits erwähnte „Crankmachine“. Gelungene Mixturen, die im Einzelnen den Reiz des gesamten Albums widerspiegeln.
FAZIT: „Secrets“, das mittlerweile neunte Album von X-MARKS THE PEDWALK überzeugt wieder als elektronische Tanzanweisung und hat genügend Momente für Kopf und Bauch zu bieten. Die Vergangenheit der elektronischen Musik ist stets präsent, überlagert jedoch nicht die Gegenwart der Musik. Erhöht aber die Attraktivität für Klangforscher und Sammler elektrischer Schafe.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 15.03.2017
Estefaniá, Sevren Ni-Arb
Sevren Ni-Arb
Sevren Ni-Arb
meshwork Music
52:57
24.03.2017