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Xavier Boscher: Pentagramme

Stil: Progressive- und Art-Rock plus etwas Metal Crossover

Cover: Xavier Boscher: Pentagramme

Dass die Franzosen neuerdings nicht nur einen „geilen“, jungen, kampfeslustigen Präsidenten, aber zugleich auch Merkel-Schulterklopfer sowie -Küsschen-Küsschen-Geber haben, wissen wir ja bereits.
Was vielen, selbst musikalisch Interessierten, vielleicht noch nicht auf den Schirm gekommen ist, wird wohl der französische Musiker XAVIER BOSCHER sein, der bereits seit dem Oktober vergangenen Jahres ein nicht nur sehr liebevoll gestaltetes und beeindruckend klingendes Prog-Album namens <a href="https://www.youtube.com/watch?v=d76sSGrTPHY" rel="nofollow">„Pentagramme“</a> veröffentlicht und in Frankreich viel Lob dafür eingeheimst hat.

Darum ist es zumindest auf unserer Seite allerhöchste Zeit für dieses progressive Konzept-Album, in dessen Mittelpunkt das geheiligte Symbol der Weiblichkeit steht, welches Venus – die Göttin der Liebe, aber auch den Planeten – präsentiert. XAVIER BOSCHER, dem der Hintergrund zu diesem Pentagramm so wichtig ist, dass er ihn ausgiebig in dem wunderschönen Digipak, samt eingeklebten 20seitigen Booklet, in welchem jedem Text ein mystisch wirkendes Bild zugeordnet ist, in französischer und englischer Sprache erläutert. Hierbei ist für ihn besonders bemerkenswert, dass der Fünfstern mit vier Zacken die Primär-Elemente (Feuer, Erde, Luft, Wasser) versinnbildlichen, während der fünfte Zack für den Geist steht! Genauso wie sie auch für die Grundtugenden Liebe, Weisheit, Wahrheit, Gerechtigkeit und Wahrhaftigkeit stehen.

Nur zu klar wird, vorausgesetzt man hat sich im Vorfeld des ersten Hördurchgangs von „Pentagramme“ mit der Symbolkraft hinter dem Albumtitel beschäftigt, dass einen nun keine Metal-Orgien, sondern eher ruhigere, progressive Verspieltheit und französische Texte erwarten, denen diese Tugenden zugrunde liegen, aber die auch – in diesem Falle von metallischer Härte umrahmt – auf deren Gegenspieler treffen.

Es ist eine verblüffende Entwicklung, die XAVIER BOSCHER hier vollzieht, indem er nach solch eher sehr radiotauglichen, deswegen aber nicht schlechten, weil zugleich mit viel E-Gitarre „verrockten“ Songs wie <a href="https://www.youtube.com/watch?v=_4xFBHKPw8I" rel="nofollow">„Les Contes De Fées“</a> oder <a href="https://www.youtube.com/watch?v=GVgv_3pkHj0" rel="nofollow">„L‘origine De Mon Bien Etre“</a>, aber auch <a href="https://www.youtube.com/watch?v=-VQ2CzPStu4" rel="nofollow">einer angstlosen Interpretation von GAINSBOURGs „Je T‘aime“</a>, nicht zurückschreckte.

Mit der weiblichen Schönheit und ein paar rockigen Eröffnungsklängen – die leider auf ein viel zu blechern klingendes Schlagzeug setzen – beginnt das Album mit <a href="https://www.youtube.com/watch?v=zjuEhqQLx1A" rel="nofollow">„Le Corps Des Femmes“</a> und zeichnet sich bereits hier durch ein geschicktes Wechselspiel zwischen allen Laut-Leise- und E-Akustik-Einflüssen aus, von denen <a href="https://www.youtube.com/watch?v=BZnkMwMTb08" rel="nofollow">„Pentagramme“ als Album-</a> oder <a href="https://www.youtube.com/watch?v=ftgmxm9lFjg" rel="nofollow">Song-Titel</a> ebenso geprägt sind.

<a href="https://www.youtube.com/watch?v=MyrHRrVDP_s" rel="nofollow">„La Lune Rouge“</a> beschreitet dann deutlich härtere, traumtheatralische Pfade. Kein Wunder, denn es steht im rhythmischen Gegensatz zu dem eher ruhigen, vom Piano dominierten <a href="https://www.youtube.com/watch?v=YLmFEU3uZQg" rel="nofollow">„Métronome Céleste“</a>. Beide Stücke beziehen sich schließlich in ihrer Gesamtheit auf die Tag- und Nacht-Zeit, die uns viel zu schnell zwischen den Fingern zerrinnt und schneller als uns lieb ist vergeht. Füllen wir die uns verbleibende Zeit also mit viel zärtlicher <a href="https://www.youtube.com/watch?v=g0OoS0D6w20" rel="nofollow">„Géométrie Intime“</a>, bei der es aber gerne auch mal richtig hart zur Sache gehen darf, da zuvor <a href="https://www.youtube.com/watch?v=kYMtQKZQB8c" rel="nofollow">„Volupté“</a> regelrecht zart jazzig-erotische Verspieltheit, basierend auf akustischer Gitarre und Bass, verströmt hat.

Danach darf Gast-Gitarrist THOMAS LEROY dann auf dem einzigen Album-Instrumental <a href="https://www.youtube.com/watch?v=_j_DBv7Y3aU" rel="nofollow">„Quinacridone“</a> an der E-Gitarre beweisen, wie viel SATRIANI und VAI in ihm steckt.

Immerwieder tauchen auf „Pentagramme“ auch hymnische Melodien auf, denen mitunter ganz schnell von Metal-Momenten der Schneid abgekauft wird, damit man nicht in eine zu banale Balladen-Wohlfühlatmosphäre abrutscht, was besonders beeindruckend in dem das Album beendenden und sogar mit ein paar an die DOORS erinnernden Momente versehenen <a href="https://www.youtube.com/watch?v=yj-Gg_r5MHc" rel="nofollow">„Les Voyageurs Du Temps“</a> zum Ausdruck kommt und so zugleich auch mit seinem letzten Eindruck voll zu überzeugen vermag.

FAZIT: Ein guter Sänger, Multiinstrumentalist, Komponist, Musiker und Prog-Liebhaber aus Frankreich, dem ein spannendes Album-Konzept am Herzen liegt, offenbart uns auf „Pentagramme“ eine progressive Kombination von Rock, Ruhigem und nie übertrieben ausuferndem Metal. XAVIER BOSCHER sollte spätestens nach diesem Album allen Freunden guter Rock- und Prog-Epen, welche auch als kürzere Songs viel musikalische Würze aufzuweisen haben, unbedingt als Entdeckung gelten.

Punkte: 11/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 09.07.2017

Tracklist

  1. Le Corps Des Femmes
  2. Métronome Céleste
  3. La Lune Rouge
  4. Pentagramme
  5. Volupté
  6. Géométrie Intime
  7. Quinacridone
  8. Les Voyageurs Du Temps

Besetzung

  • Bass

    Xavier Boscher

  • Gesang

    Xavier Boscher, Nyounaï Sauneg

  • Gitarre

    Xavier Boscher, Benjamin Masson, Thomas Leroy

  • Keys

    Xavier Boscher

  • Schlagzeug

    Xavier Boscher

Sonstiges

  • Label

    Orfeo'Lab/PMC/Eigenvertrieb

  • Spieldauer

    39:48

  • Erscheinungsdatum

    23.10.2016

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