Juri Gagarin würde, wenn er noch lebte, garantiert kosmische Musik machen. Schließlich war er der bekannteste russische Kosmonaut, der für uns Kinder in der DDR ein einerseits zwangsverordneter, andererseits aber auch echter Held war. Immerhin hatte er – so erzählte es uns eine in der Schule gelehrte DDR-Lebende – sogar ein Kind bei einem Sturz aus einem Hochhausfenster gerettet, indem er seinen Kosmonautenmantel zwischen den Armen aufspannte und es damit kurz vorm tödlichen Aufschlag darin auffing. Wir alle mussten und wollten ihm zujubeln, ihm nacheifern, ihn unbedingt als Vorbild haben. Und wegen ihm wollten wohl auch fast alle Jungs unbedingt Kosmonaut werden. Einer wenigstens schaffte es, diesen Traum wahr werden zu lassen: Sigmund Jähn.
Wenn sich eine Band aber nach dem weltbekannten Kosmonauten YURI GAGARIN (In dem Fall die englische Schreibweise des Namens verwendet!) benennt und auch noch aus Schweden, nicht aber Russland kommt, dann wird sie einerseits wohl ganz ähnliche Erfahrungen mit dem Held des Kosmos gemacht haben und natürlich seine musikalische Mission im Hier und Heute und mit beiden Beinen fest auf dem Boden verwirklichen: kosmische Musik aus dem schwedischen Gagarin-Universum.
Bereits seit 2012 besteht das musikalische Raumfahrer-Quintett schon und nahm anfangs ihre psychedelischen Heavy-Spacerock-Reisen unter sehr einfachen Bedingungen und mit begrenzten Aufnahmemöglichkeiten in ihrem Proberaum auf und luden ihre Stücke auf Soundcloud hoch. Zu ihrer großen Überraschung wurden sie damit von „Fenriz“ zur „Band Of The Week“ gekürt und bekamen ein paar Monate später das Angebot, ein Album auf einem neu gegründeten regionalen Label in Göteborg zu veröffentlichen. Und obwohl der Sound recht schlecht war, war die erste 2013er-Auflage von „Yuri Gagarin“ umgehend vergriffen, weswegen 2014 das Album von einem professionellen, in Göteborg sehr bekannten Tontechniker 2014 neu abgemischt wurde und deutlich besser klang. Hierauf war der SULA BASSANA-Kopf und Sulatron-Label-Betreiber Dave Schmidt aufmerksam geworden und beschloss „Yuri Gagarin“ unter seinem Label mit dem neuen, wirklich guten Mix, erneut als 2., auf 500 Stück limitierte, Auflage auf transparent-blauem, sich an dem LP-Cover orientierendem, 180g-Vinyl zu veröffentlichen. Und schneller als man sich versehen und verhören konnte, war auch diese limitierte Neuauflage vergriffen. Fast logisch, dass man diese große Nachfrage nicht einfach auf sich beruhen lassen konnte, weswegen es nun die 3., wiederum auf 500 Exemplare limitierte 180g-Vinyl-Auflage gibt, allerdings nun als gelbe, sich nach der Farbe des Bandnamen richtenden, LP.
Also bitte einsteigen in die Musik-Rakete aus gelbem Vinyl und dem rotierenden Plattenspieler freien Lauf lassen, damit wir mit „Yuri Gagarin“ gemeinsam in Richtung krautrockige Space-Welten abheben können. Ganz allein und genüsslich zwischen unseren fetten Boxen – es muss ja nicht immer eine Rakete sein, mit der man in das All fliegt, manchmal reicht eben auch eine gute Musik-Anlage und eine ebenso gute Schallplatte für den kosmischen Flug durch Raum und Zeit, selbst wenn wir diesen ausschließlich über unsere Ohren antreten.
Auch hält Krautrock-Experte Schmidt diesbezüglich eine sehr passende Empfehlung bereit, indem er es „allen Liebhabern von trippigem, instrumentalem Spacerock, der nicht zu sauber und glattpoliert klingt, sondern die heavy und ‚dreckigen‘ Aspekte beinhaltet, die bei den frühen HAWKWIND und MONSTER MAGNET vertreten waren“, an ihr futurologisches Musik-Kongress-Herzchen und Psyche-Kosmo-Öhrchen legt.
Und selbstverständlich müssen bei solchem psychedelischen Space-Tripp doch auch astronomische Dominanzen aus dem frühen PINK FLOYD-Kosmos zu entdecken sein – alles Andere wäre doch echter Frevel. Aber klar doch, denn da gibt es auf „Yuri Gagarin“ ein ganz spezielles „Za Kosmosom“, welches uns mal schnell auf die PF-Reise in die psychedelische Vergangenheit mitnimmt.
Guten Flug kann man da nur wünschen und beruhigt feststellen, dass eine Gefahr bei dem YURI GAGARIN, der unsere Boxen umfliegt, nicht besteht: nämlich dass er wie sein Namensgeber bei einem Düsenjet-Testflug abstürzt!
FAZIT: YURI GAGARIN kommen aus Schweden und setzen mit der bereits dritten, auf 500 Exemplare limitierten Neuauflage ihres 2013er-Albums „Yuri Gagarin“, diesmal auf gelbem 180g-Vinyl, zum psychedelischen Heavy-Spacerock-Tripp an, der mit einem Gagarin-Funkspruch beginnt und einem kosmischen Synthie-Echo endet. Dazwischen setzen Gitarren, Bässe, Schlagzeug und Keys zu verspielten Psyche-Höhenflügen an.
PS I: Die gelbe LP ist bereits die 3. Auflage auf Sulatron. Die erste war blau marmoriert, die zweite nur blau (transparent), dann gelb. Aber auch die gelbe Variante ist, wie gerade von Dave Schmidt zu erfahren war, bereits ausverkauft, weshalb eine neue Auflage (insg. also die 5.! jedoch "nur" die 4. auf Sulatron!) auf klarem, transparentem 180gr-Vinyl in Auftrag gegeben wurde und ca. im Januar 2018 erscheinen wird!
PS II: Und wo die farbige LP von Freunden guten Prog- und Space-Rocks gekauft wird, ist ja eigentlich klar, <a href="http://www.sulatron.com/xoshop/yuri-gagarin-s/t-lp-gelb.html?xploidID=bj0cdgjjbbr8vr455i9sn32kd1" rel="nofollow">genau hier mit einem Klick</a> und nicht bei...
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 06.11.2017
Leif
Crille, Jon
Robin
Steffo
Sulatron Records
36:06
30.06.2017