Wer den Namen ZAINE GRIFF hört, wird im ersten Moment wohl nachdenklich die Stirn runzeln und darüber nachgrübeln, wer das wohl sein könnte. Besonders dann, wenn MIG ihm gleich ein ganzes Doppel-Album unter der Serie „Collectors Premium“ widmet, das neben den zwei Original-Alben „Ashes And Diamonds“ (1980) und „Figvres“ (1982) zugleich vor raren Bonus-Versionen und Unveröffentlichtem schier übersprudelt.
Irgendwas Besonders muss sich hinter diesem Musiker doch verbergen?
Und natürlich auch hinter seiner Musik!
Hier kommt die Aufklärung:
ZAINE GRIFF ist Neuseeländer, der sich in den Siebzigern auf die Reise nach London machte, um dort als Musiker und Romantiker, der Gedichte schreibt und sich als Schauspieler sowie Tänzer versucht, sein großes Glück und natürlich den noch größeren Ruhm zu erobern.
Irgendwie erinnert das doch ein wenig an DAVID BOWIE!
Betrachtet man das Platten-Cover von „Ashes And Diamonds“, dann glaubt man sogar den jüngeren Bruder von Bowie darauf zu erkennen.
Hört man das Album, glaubt man ihn manchmal sogar zu hören, wie beispielsweise auf <a href="https://www.youtube.com/watch?v=WUS00qOaSIc" rel="nofollow">„Run“</a>.
Und liest man ZAINE GRIFFs Musiker-Lebensgeschichte, die er ausführlich in dem 24seitigen Booklet dieser „Collectors Premium“-Ausgabe beschreibt, dann erfährt man zugleich, dass die beiden sich nicht nur ähnelten, sondern auch kennenlernten und sehr viele Gemeinsamkeiten besaßen sowie ähnliche Abhängigkeiten zwischen ihnen bestanden.
Die persönlichen wie musikalischen GRIFF-Wege kreuzen aber auch jede Menge weitere namhafte Musiker/innen von KATE BUSH über MIDGE URE von ULTRAVOX oder BILL NELSON von BE-BOP DELUXE sowie MANFRED MANN plus Mitglieder seiner MANFRED MANN‘S EARTH BAND bis hin zu YUKIHIRO TAKAHASHI vom japanischen YELLOW MAGIC ORCHESTRA. Sie alle wirken auch bei den Aufnahmen dieser Zusammenstellung mit. Der Wichtigste aber von allen ist der später weltberühmte Filmmusik-Zauberer HANS ZIMMER, der ihn als Keyboarder und Arrangeur in seiner Begleitband unterstützt und maßgeblichen Anteil an „Ashes And Diamonds“ und „Figvres“ hat. Ganz besondere Freude an diesen Aufnahmen werden bestimmt auch alle Freunde der ORCHESTRAL MANOEUVRES IN THE DARK haben.
So werfen die Aufnahmen, die wir hier in über 160 Minuten hören dürfen, oftmals Erinnerungen an die beteiligten Musiker auf, aber es gibt zusätzlich einige verspielte Klangexperimente, die deutlich an die ersten ENO-Solo-Alben und JAPAN erinnern, zu hören. Demgegenüber stehen dann echte New-Wave-Pop-Songs mit Hit-Garantie oder symphonische Breitwand-Sounds sowie zerbrechlich wirkende, akustische Stücke, etwas Singer/Songwriter und deutlich mehr dunkler Pop, der uns bittersüß aus den Boxen entgegenfließt und natürlich jede Menge Cineastisches, bei dem HANS ZIMMER offensichtlich seine Hände im Spiel hat. Jedenfalls sind sie unüberhörbar – diese 80er-Jahre, für die Einen heute noch der Fluch, für die Anderen die wahre Offenbarung.
ZAINE GRIFF bewegt sich traumwandlerisch mit seiner Musik genau zwischen diesen beiden Polen – Fluch und/oder Offenbarung und gibt dabei eine sehr interessante <a href="https://www.youtube.com/watch?v=Hz6LacgRWuU" rel="nofollow">„Figvres“</a> ab.
Eigentlich ist es schwer, hier besondere Songs hervorzuheben. Zu vielfältig, manchmal aber auch einfältig, ist das, was auf den beiden Alben von ZAINE GRIFF und den grandiosen, in bester Qualität aufgenommenen, häufig bis dato unveröffentlichten Boni zu hören ist.
Ein Highlight aber ist auf jeden Fall der Titel <a href="https://www.youtube.com/watch?v=kWDN45X0sbg" rel="nofollow">„Flowers“</a>, den Griff im Duett mit KATE BUSH singt und seinem Tanzlehrer LINDSAY KEMP widmet, bei dessen Kurs er Kate kennengelernt hatte.
Bei <a href="https://www.youtube.com/watch?v=2IRdSVypU0U" rel="nofollow">„Ashes and Diamonds“</a> ist unüberhörbar, dass TONY VISCONTI, der zu der Zeit mit DAVID BOWIE zusammenarbeitete, als Produzent für beide Alben agierte, außerdem das Mixing übernahm und sogar auf einigen Songs Bass, Percussion und Balalaika spielte. Selbst in der Musik von ZAINE GRIFF lässt einen der BOWIE-Effekt niemals los. Allerdings am ehesten (oder nur) der, der „Scary Monsters“-, „Let‘s Dance“- und „Tonight“-Zeiten. Aber auch ZAINE GRIFF hat <a href="https://www.youtube.com/watch?v=i_DIwH12MWY" rel="nofollow">sein ganz spezielles „Tonight“</a> zu bieten, mit dem er sein „Ashes And Diamonds“-Album eröffnet.
Die Doppel-CD wird mit einem speziellen Bonus-Leckerbissen abgeschlossen: „This Strange Obsession“ ist ein von ZAINE GRIFF geschriebenes Stück, das auf dem 1982er-Album <a href="https://www.youtube.com/watch?v=00rHV1ZGrlw" rel="nofollow">„What, Me Worry?“</a> von YUKUHIRO TAKAHASHI vom YELLOW MAGIC ORCHESTRA erschien und auf dem zusätzlich noch RONNY mitsingt. Ein kleiner Edelstein dieser liebevoll zusammengestellten und zusammengesuchten MIG-“Collectors Premium“, auf der die raren Bonus-Aufnahmen fast genauso lang sind wie die beiden Original-Studio-Alben!
FAZIT: Ein mehr als umfangreicher Rerelease der ersten beiden Solo-Alben „Ashes And Diamonds“ (1980) und „Figvres“ (1982) von ZAINE GRIFF, den nicht nur seine Musik eng mit DAVID BOWIE verbindet. Jede Menge wertvolle Boni (ca. 70 Minuten) und ein 24seitiges Booklet, in dem auch die von Griff selbst verfasste, umfangreiche Musiker-Bio enthalten ist, ergänzen diese Digipak-Ausgabe. So spannend konnten damals New Wave und New Romantics sein.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 18.08.2017
Zaine Griff, Andy Duncan, Billy Kristian, Tony Visconti, Bruce Lynch, Simon Skinner, Clive Edwards, Chris Slade, Reflex Band
Zaine Griff, Kate Bush, Ronny
Steve Bolton, Brian Robertson, Bernard Clark, Chris Thompson, Alan Coates, David Wells, Midge Ure, Bill Nelson, Reflex Band
Hans Zimmer, Andy Clark, Matt Irving, Rob Norman, Simon Darlowe, Brian Gulland, Manfred Mann, Yukihiro Takahashi, Reflex Band
Andy Duncan, Clive Edwards, Warren Cann, Tom Compton, Alan Shepard, Reflex Band
Tony Visconti (Balalaika, Percussion), Graham Prescott (Saxofon)
MIG Music GmbH
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11.08.2017