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Zaum: Materialismus

Stil: Progressive Rock

Cover: Zaum: Materialismus

Rock Progressivo Italiano trifft als Gattungsbezeichnung heuer nur noch selten auf zeitgenössische Bands vom Stiefel, weil die Szene dort im Verhältnis zu den glorreichen 1970ern geschrumpft ist und mit ihrem chronischen Untergrund-Status noch tiefer in den Schatten der breiten Aufmerksamkeit gesunken ist. Dies ändert aber nichts daran, dass das Land ab und an beeindruckende Gruppen ausspuckt, die jene Zeit wiederaufleben lassen, ohne nach Altertum zu stinken. Dazu gehören ZAUM aber nicht, denn sie haben das Damals miterlebt und länger durchgehalten,aber nie durch Regelmäßigkeit geglänzt.

Immerhin brauchten sie nach ihrer Gründung im Goldenen Jahrzehnt fast 20 Jahre bis zur Veröffentlichung ihrer ersten Aufnahmen. Diese kamen 1998 heraus, und seitdem glänzte das Quartett nicht unbedingt mit Konstanz. Seine Beiträge zur Szene verdeutlichen, dass RIP ein Sound ist, den es in klar definierter Form nie gegeben hat. Er entzieht sich seit je einer genaueren Einordnung, und dieses Ethos halten die Neapolitaner hoch, wenn sie ihren gedoppelten und verdreifachten Sänger etwa scheinbar wild durcheinandersingen lassen oder ein geradezu zappaeskes Titelstück für diese Scheibe einreichen.

Im Übrigen handelt es sich bei "Materialismus" um eine Retrospektive aus um die Jahrtausendwende produzierten Songideen und Live-Fragmenten, doch der Gesamteindruck ist ein erstaunlich geschlossener, gleichzeitig da die Band jüngsten News zufolge an einem Nachfolger arbeitet. Mauro und Marco zuzuhören, dem Bassisten und Schlagzeuger, bereitet immerzu großen Spaß und hält selbst dort bei der Stange, wo der mutmaßliche Alleinherrscher Claudio D'errico (Keyboard, Saiteninstrumente) seine meistens disziplinierte Zurückhaltung ablegt.

Dass die Scheibe ebenso liebevoll produziert wurde, wie man das sicherlich lange gereifte Songmaterial ausarbeitete, beweist nicht nur der Panning-Effekt für die Flöte im eröffnenden 'Ma Pure', der eine Hör-Session unterm Kopfhörer nahelegt, sondern auch die hohe Dynamik im Verlauf der durchschnittlich langen Stücke. Dabei zeigen sich die Schöpfer immer unberechenbar, ohne an Stringenz einzubüßen. 'Inte' beispielsweise begeistert mit elegant südländischem Tanzbeat und anrührender Stimme von Sprech- und Wortkünstler Pasqule Setola, der zwar kein Sänger im klassischen Sinn ist, aber dafür sehr ausdrucksstark in allen erdenklichen Situationen ... und davon beschwört die Band wirklich eine ganze Menge herauf.

ZAUM rocken manchmal wie nichts Gutes, tun also gar nicht so schöngeistig, wie es sich der Durchschnitts-Progger wünscht, und bleiben darum ein sympathisches Liebhaberthema. Wer entdeckt außer dem Rezensenten noch, welches legendäre Intro in dem klagevollen Gejaule von 'Viecchie' zitiert wird?

FAZIT: Denkt man den Titel "Materialismus" um zwei, drei Ecken weiter, kann man zu dem Schluss gelangen, die Macher wollten viel Stoff fürs Geld bieten. So lang ist die Scheibe aber tatsächlich nicht, obwohl der rebellische, muttersprachliche Prog von ZAUM Substanz für zwei Alben mancher anderer Kapelle enthält. Wer's gegen den Strich gebürstet mag und dabei Wert auf einen erkennbaren Zusammenhang legt, schürft mit diesem Quasi-Karriererückblick Gold. Jetzt heißt es Warten auf eine neue Platte … <img src="http://vg09.met.vgwort.de/na/c93a5402b77f4bde8ce06593b1d5fb6b" width="1" height="1" alt="">

Punkte: 11/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 23.08.2017

Tracklist

  1. Ma Pure
  2. Inte
  3. Ombra Roce
  4. Materialismus
  5. Il Cerchio Rosso
  6. Glob
  7. Mo L'omme
  8. Viecchie
  9. Ombra Roce - alt. version

Besetzung

Sonstiges

  • Label

    Edizioni Psych Up Melodies

  • Spieldauer

    40:42

  • Erscheinungsdatum

    04.08.2017

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