„Awkward“ lässt sich aus dem Englischen mit „peinlich“ oder „unbeholfen“ übersetzen. Wieso der Holländer DJURRE DE HAAN seine Werke ausgerechnet unter dem Pseudonym AWKWARD I herausgibt, muss uns wohl ebenso rätselhaft bleiben wie die Aussage der Songtexte auf seinem inzwischen dritten Album „KYD“. Vom Versuch, deren Bedeutung auf den Grund zu gehen, ist jedenfalls dringend abzuraten – dieser könnte sich zu einer Lebensaufgabe auswachsen.
Um Missverständnissen vorzubeugen: AWKWARD I agiert in keiner Weise peinlich, und seine zwölf neuen Songs sind das Gegenteil von unbeholfen. Im Gegenteil: Spätestens nach dem dritten Track des Albums, dem bezaubernden Kleinod „Easy“, realisiert man, eine Besonderheit zu hören; Musik, wohltuend weit weg vom Einheitsbrei dieser Tage, kunst- und liebevoll arrangiert, komplex zwar, aber dennoch stets unverkrampft und erfrischend anders.
Was sich bereits im kindlich verspielten Opener „Milkshakes Funnelcakes“ andeutet, findet im stimmungsvollen „Road Is Rock“, im relaxt einlullenden „Silent Disco“ oder in der simplen Genialität (Ja!) von „A Boat Beneath A Sunny Sky“ seine Fortsetzung. Jedes weitere Stück offenbart, dass für DJURRE DE HAAN die Bezeichnung Songwriter tunlichst zu vermeiden ist: Hier war ein Komponist am Werk, einer zudem, der ein umfassendes Instrumentarium so geschickt einsetzt, dass seine kleinen Kunstwerke ihren filigranen und eleganten Charakter behalten dürfen.
DJURRE DE HAAN hat mit „KYD“ das Rad nicht neu erfunden. Was dieser Mann jedoch an Melodien aus dem Hut zaubert, wie beiläufig er kleine Anleihen aus der Pop-Historie (NITS, FOOL'S GARDEN, THE BEATLES) einstreut und wie er über eine Dreiviertelstunde die Spannung aufrecht zu erhalten vermag, ist hohe Schule.
FAZIT: DJURRE DE HAAN alias AWKWARD I ist mit „KYD“ ein wunderbares Album gelungen. In verwandter Art hat nur die belgische Gruppe dEUS in den späten 90er-Jahren auf vergleichbar hohem Niveau musiziert. Große Empfehlung!
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 14.12.2018
David Corel
Djurre De Haan
Djurre De Haan
Diederik Nomden
Bo Koek
Susanne Linssen (Violin, Vocals), Jelte Van Andel (Cello), Gijs Kerkhoven (Viola), Wim Elzinga (Piano)
Excelsior Records
44:45
02.11.2018