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Abwärts: Smart Bomb

Stil: Punk

Cover: Abwärts: Smart Bomb

Abwärts waren bei allem Punk-Konservatismus nie betriebsblind, sondern lagen inhaltlich häufig am Puls der Zeit, ja bewiesen mitunter sogar prophetische Qualitäten - insbesondere wohl mit dem 1980 (!) erschienen Kurzformat "Computerstaat", dessen Titel allein bereits visionär erscheint, wenn man ihn unter heutigen gesellschaftlichen bzw. politischen Umständen betrachtet. Über die Jahre hin hatte die Legende nicht immer Volltreffer parat, doch welche langlebeige Band kann schon von sich behaupten, ein konstant hohes Niveau zu halten. Fest steht, dass der Einstieg von Die-Ärzte-Rod der Musikalität und Flexibilität der Gruppe nur erhöht hat - wovon sie auch auf "Smart Bomb" profitiert.

Wenn ABWÄRTS' neues Album eines nicht ist, dann berechenbar. So beginnt der Reigen auch unerwartet mit einem eigentümlich ruhigen, fast zurückgelehnten Opener. Der Text von 'Aber für nichts' hat es allerdings ebenso in sich wie jener des Titelstücks und Videotracks 'Smart Bomb', dessen brodelnde Wut dann den Eindruck erweckt, alles Vorangegangene sei bloß ein Intro gewesen. Frontmann Frank Z. mimt abwechselnd den Technikfeind und Zeitgeist-Kritiker, ohne plump mit erhobenem Zeigefinger zu predigen, denn sein zynischer Humor sind weiterhin vorhanden, auch wenn einem beim Zuhören schon mal das Lachen im Halse steckenbleiben kann ('Lass Blumen sprechen'). So gute Beobachter sind die Herren eben nach wie vor.

Und ein bisschen experimentell im gegebenen Genre-Rahmen waren sie auch von jeher, was sich derzeit im kurzen Liedermacher-Ding 'Sehnsucht' äußert - ein stilistischer Kniff, das später ausführlicher auch in 'Plastik Mann' angewandt wird - und während des nicht weniger kompakten 'Charlie Brown' Metal-Riffs inklusive Doublebass-Drumming möglich macht. 'All die Fressen' strahlt unterdessen die Kühle des klassischen Post Punk der frühen 1980er aus, den ABWÄRTS schließlich ebenfalls mitgemacht haben; so gesehen verschmilzt "Smart Bomb" in seiner Vielfalt alle Schaffensphasen der Band und wirkt dennoch brandaktuell. Da fällt auch die ziemlich schräge Coverversion von 'Rum & Coca Cola' (Pointer Sisters) als Fremdkörper nicht zu Lasten.

Ergänzt um Filmzitate, die bisweilen als Einleitungen fungieren, und Klangkulissen, die einen Spaghetti-Western schmücken könnten, weckt "Smart Bomb" zudem den Eindruck, der "Doktor" unter den Mitgliedern habe sich von seiner Hauptband anregen lassen, als ABWÄRTS dieses Material schrieben. Ungeachtet dessen ist ihr 13. Album …

FAZIT: … ein würdevolles Alterswerk, das wie aus einem Guss und - jawohl - eigentlich alterslos klingt. Jedenfalls kann sich mancher Punk-Jungspund gleich mehrere Scheiben vom Spiel- und Wortwitz der Band abschneiden. <img src="http://vg05.met.vgwort.de/na/c62d380cf33a41f9a32876af320a878b" width="1" height="1" alt="">

Punkte: 12/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 25.09.2018

Tracklist

  1. Aber für nichts
  2. Smart Bomb
  3. Autonomes Fahren
  4. Sehnsucht
  5. Going Down
  6. Charlie Brown
  7. Lass Blumen sprechen
  8. All die Fressen
  9. Plastik Mann
  10. Um in das Meer zu gehen
  11. Vorsicht
  12. Rum & Coca Cola
  13. Kreuzberg 1.Mai Happy Happy Ding Dong

Besetzung

Sonstiges

  • Label

    Off Ya Tree / Broken Silence

  • Spieldauer

    44:54

  • Erscheinungsdatum

    28.09.2018

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