Eigentlich war ein Schulterschluss von ACCEPT mit klassischen Musikern längst überfällig, vor allem in Bezug auf andere Kaliber ohne offensichtliche Verbindung zu Orchestern. Schließlich ließen und lassen sich die deutschen Metal-Aushängeschilder stark vom Vermächtnis legendärer Komponisten beeinflussen, wenn es um Melodien bzw. Solos geht, und insofern kommt "Symphonic Terror" sowohl arg spät als auch zeitig.
Letzteres deshalb, weil das Quintett seinen zigsten Frühling erlebt und einem Großteil ähnlich ambitioniterter Gruppen mit diesem Mammutprojekt - gestemmt wo sonst außer beim bedeutendsten Genre-Festivals im Norden des Landes? - ganz deutlich aufzeigt, wie man so etwas durchzieht.
Das gebotene Programm wurde klar in drei Teile aufgespalten: Nach einem kurzen Set mit ein paar Nummer-sicher-Hartwürsten, bei denen nur das aktuelle 'Koolaid' die Gurke bleibt, die es auch auf dem jüngsten Studio-Longplayer der Combo ist, markieren Auszüge aus Wolf Hoffmanns sträflichst übersehenem Soloalbum "Headbangers Symphony" das erste, falls nicht sogar wesentliche Highlight des Auftritts, insbesondere während des dramatischen 'Night On Bald Mountain' - Modest Mussorgskis 'Eine Nacht auf dem kahlen Berge' -, in Form des nicht minder packenden 'Double Cello Concerto in G Minor' (Vivaldi) und von 'Symphony No. 40 in G Minor' (Mozart).
Schlichte Gemüter vor Ort dürften unterdessen sehnlichst auf den "Schlusssatz" gewartet haben- die unerlässlichen Standards 'Breaker', 'Metal Heart', 'Fast As A Shark' und 'Balls To The Wall', dazwischen das neuere 'Teutonic Terror'. Den Mitgröler 'Princess Of The Dawn' strecken ACCEPT einen Tick zu lang, doch davon abgesehen gestaltet sich die Party trotz seiner für derzeitige Verhältnisse im Konzertbetrieb beachtlichen Länge überraschend kurzweilig. Alles geht Schlag auf Schlag, und das Zusammenspiel der Mitglieder kommen der Leistung der vielzitierten gut geölten Maschine gleich.
Wer die neue Besetzung schon live erlebt hat, weiß genau, wie die Performance ihres gar nicht mehr so neuen Sängers das alte Material aufwertet, und im Fall von "Symphonic Terror" kommt idealerweise hinzu, dass sich das begleitende Orchester mit dem geradlinigen Metal verträgt, auch wenn speziell die Klassiker keinen solchen Zierrat benötigt hätten. Drücken wir es so aus: Ein Debakel wie Metallicas "S & M", auf dem die E- und U-Musiker aneinander vorbeispielten, bleibt uns erspart.
FAZIT: Mit "Symphonic Terror" bestätigen ACCEPT vor der beispiellosen Ackerkulisse des 2017er Wacken Open Airs und mehr als 80.000 Zeugen ihre Zugehörigkeit zu jenen wenigen Metal-Vorreitern, die im Alter nicht nur auf jung machen, sondern sich ihre Würde erhalten haben und womöglich nie so gut gewesen sind wie jetzt. <img src="http://vg06.met.vgwort.de/na/7334061488f14d55b2b35bf1d94d7822" width="1" height="1" alt="">
Erschienen auf www.musikreviews.de am 23.11.2018
Nuclear Blast / Warner
120:05
23.11.2018