Es gibt Alben, zu denen man ellenlange Beschreibungen vorschieben kann oder sogar muss, und es gibt solche wie "Heathen", eine in puncto Ästhetik und Ausrichtung klare Angelegenheit. AETERNUS bzw. ihr einziges Gründungsmitglied Ares spielen kalten norwegischen Black Metal wie ehedem, also nie rasend und über Gebühr klirrend, sondern getragen und auf Riffs statt des stilprägenden melodischen Tremolo-Pickings beruhend. Wenn dann jemand wie Herbrand Larsen (ex-Enslaved) die Gruppe im Studio beaufsichtigt, darf man endgültig davon ausgehen, mindestens soliden Stoff aus der Musikhochburg Bergen geboten zu bekommen … und so ist es dann auch wirklich.
So selten sich AETERNUS im Laufe von nun genau 25 Jahren mit einem Album haben blicken lassen, so sicher durfte man sich dessen Qualität sein, selbst wenn Kapitän Ares sein von Umbesetzungen ausgebremstes Schiff nie auf Erfolgskurs bringen konnte. Platte Nummer acht, ein weiteres störrisches Biest, klingt typisch für die norwegische Szene im Großraum Bergen: schleppend, harmonisch wie melodisch unkonventionell und mit einer knurrenden Stimme versehen, deren monotoner Vortrag die mäandernden Songs eingängiger macht als die ständig variierenden Riffs.
Was Aeternus "Dark Metal" nennen, erweckt eingedenk aller traditionellen Zutaten immer den leisen Eindruck, die Band denke vorsätzlich um die Ecke, weil sie sich vom Gros der Szene abheben möchte, was im Übrigen auch für die Texte von "Heathen" (siehe Titel wie 'The Significance Of Iblis' oder 'Boudica') gilt. Ob dies tatsächlich bewusst oder auf natürliche Weise geschieht, weiß nur Ares selbst. So etwas jedoch in seiner vertrackten Art flüssig wirken zu lassen ist schon eine kleine Kunst für sich; hierbei zahlt sich wohl aus, dass das nunmehrige Trio schon so lange am Start ist.
FAZIT: Wenn sich „Heathen“ auf dem schier unendlich weiten Black-Metal-Terrain durch eines auszahlt, dann seine fesselnde Unaufdringlichkeit – gerade inmitten des grellen Geprotzes allerorts in der Szene. Wer Alben bevorzugt, die sozusagen sofort kicken, sollte sich weiterhin von den Veteranen fernhalten, aber geduldige Gemüter werden umso länger Freude an dieser Scheibe haben. <img src="http://vg06.met.vgwort.de/na/47f7e2b68195494d980e94d62681a138" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 14.10.2018
Dark Essence
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12.10.2018