Toby W. Wright ist sich selbst genug und pfeift auf Businesszwänge. Statt im steten Turnus Langspieler herauszuhauen, nimmt er sich Zeit für seine nur auf den ersten Blick erzkonservativen Metal-Preziosen, was angesichts des narrativen Unterbaus von AGE OF TAURUS auch nötig ist. Die spitzfindige Fantasy-Story, die der Wahlnorweger auf seinem zweiten Album weitererzählt, schlägt inhaltlich die gleichen Haken, wie es die zugehörigen Songs musikalisch tun.
Knapp fünf Jahre brauchte der kreative Kopf für „The Colony Slain“, nachdem er auf „Desperate Souls Of Tortured Times“ eine vollzählige Bandbesetzung vorgestellt hatte. Ein langes Leben war dieser allerdings nicht beschieden. Für Newcomer sind fünf Jahre Funkstille zwischen einem ersten und zweiten Album in Hinblick auf ihre Karriere bedenklich, doch bei Mr. Wright als alleinigem Vordenker von AGE OF TAURUS ticken die Uhren eben anders. „The Colony Slain“ spinnt die auf „Desperate Souls Of Tortured Times“ begonnene Fantasy-Geschichte weiter, wobei der Komponist auf eine andere Hintermannschaft zurückgriff, darunter der ehemalige Cathedral-Bassist Leo Smee.
Die Platte knallt zuerst dank In-Produzent Jaime Gomez eindrucksvoller als ihr Vorgänger und dann – umso wichtiger – aufgrund des stärkeren Materials. Swingende NWOBHM-Tribute wie ‚Taken To The Tower‘ oder ‚The Walls Have Ears‘ gehen mit zwei etwas längeren Epen (‚For Treason We Rise‘ und ‚To Seal A Mountain‘) Epen sowie progressiven Anwandlungen einher, die an diverse britische Pioniere denken lassen. So wartet etwa das zentrale ‚Beyond The Westward Path‘ mit kauzigen Synthesizer-Teppichen auf, und strukturell ließ sich der Wahlnorweger einiges einfallen, um offensichtliche Echtmetall-Klischees zu vermeiden. Die Achillesferse der Band bleibt indes sein Gesang, doch die Lieder sind auch in melodiöser Hinsicht so stark, dass dies kaum ins Gewicht fällt. Gutes Ding!
FAZIT: Wer Rollenspiel-Metal sagt, meint AGE OF TAURUS, denn das zur Band gewordene Projekt ist der Inbegriff der Attitüde hinter beiden Subkulturen, wenn man das RPG-Milieu dazuzählen möchte - eine verstiegene Story, die sich durchaus auf die Realität münzen, aber auch einfach nur eskapistisch verstehen lässt, und dazu Musik, die in ihrer Theatralik, Opulenz und Ruppigkeit von verinnerlichter Genre-Historie zeugt. Die narrativen Kompositionen weisen dennoch meistens einen starken Mitsing-Charakter auf und empfehlen sich für das Prädikat "zeitlos". <img src="http://vg08.met.vgwort.de/na/2c99c9fb26124f17be1200ad867a8316" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 09.05.2018
Rise Above / Soulfood
53:46
11.05.2018