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Reviews

Alex Braun: Eiskalt

Stil: Synth Pop

Cover: Alex Braun: Eiskalt

Wer glotzt da mit gephotoshoppten Leuchtaugen vom Cover? Alex Braun, der ansonsten dem Synth-Pop-Verein !distain vorsteht. "Eiskalt" gibt einen ersten Eindruck seiner Ambitionen als Solost wieder und ist in diesem Zusammenhang insofern eine eher missliche Angelegenheit, weil der Künstler, um auf seinen Alleingang vorzubereiten, vier Coverversionen einreicht, statt Eigenkompositionen hören zu lassen.

Klar, kompositorisch kann man ihm zunächst einmal keine Vorwürfe machen, weil der Kram nicht auf seinem Mist gewachsen ist, und eigentlich ist das Unterfangen fast wagemutig, die Umsetzung allerdings ungleich langweiliger. Braun münzt die Vorlagen auf die Mucke für Bierzelt-Gruftis um, die er mit seiner Hauptband spielt, auch wenn er bei der Auswahl der Stücke wenigstens Geschmack bewiesen und sich an für die Masse recht exotischen Acts vergriffen hat.

Das Titelstück stammt von den Münchnern Zara-Thustra, ist geschlagene 36 Jahre alt und stand auf dem gleichnamigen Album "Eiskalt", das im Deutschpop bis -Rock wenig reißen konnte, aber durch Kopf Hermann Weindorfs poetische Lyrik für sich einnahm. Braun trägt den tatsächlich gruselig-kühlen Text recht unbekümmert vor und bleibt darum hinter dem Original zurück.

'Wonderful Life', im Original von Black aus dem Jahr 1987, woran sich damals Aufgewachsene - es lief in der Dauerrotation vieler Radiosender - noch erinnern dürften, erweist sich bei Braun als wie auf seine Stimme zugeschnittene Crooner-Nummer, mit der er nicht viel falsch machen kann.

Wer kennt die 52-teilige Serie, welche basierend auf dem Kinderbuch Pinocchio von Carlo Collodi, im Jahre 1976 vom Studio Nippon Animation gemeinsam mit Apollo Film unter der Regie von produziert wurde? Dessen wohl bekanntestes musikalische Veröffentlichung war 1977 und wurde von MARY ROOS gesungen ( Musik/Text:Karel Svoboda und Florian Cusano / Produzent: Michael Holm ). Genau dieser Song ist Track 3 der EP „Eiskalt“ von Alex Braun und lässt uns somit in Kindheitserinnerungen schwelgen.

Lou Reeds 'Perfect Day' aus den frühen 1970ern, der älteste Track der Selektion, dürfte Braun über Duran Duran geläufig geworden sein, die ihn Mitte der 90er nachspielten; er verleiht der Nummer einen ähnlich ätherischen Schmelz, der ihr gar nicht schlecht steht, auch wenn ihr das Kaputte, Ungeschliffene abgeht, das Anti-Sänger Reed mit seiner Stimme vermittelte. Bleibt noch Mary Roos' 'Pinocchio', bekannt aus der gleichnamigen Anime-Serie von Hiroshi Sait? und Shigeo Koshi, womit sich der Sänger unverblümt in Nostalgie sucht, doch ja: dieses naive Ding passt bestens zu dem freundlichen Electro-light-Geplätscher, das er und seine Helfer produziert haben.

FAZIT: Alex Braun betont, diese vier Coverversionen seien eine Herzensangelegenheit für ihn gewesen; die Auswahl ist wie gesagt interessant, die Umsetzung im klinisch sauberen Synth-Pop-Gewand eher mäßig. Tochter Alissa singt mit und unterstreicht quasi den persönlichen Charakter dieser Sache, die sich vornehmlich an !disdain-Fans richtet. Kann als okay durchgewunken werden. <img src="http://vg05.met.vgwort.de/na/3797caafa93c4e53b068451324c7643b" width="1" height="1" alt="">

Erschienen auf www.musikreviews.de am 04.09.2018

Tracklist

  1. Eiskalt
  2. Wonderful Life
  3. Perfect Day
  4. Pinocchio

Besetzung

Sonstiges

  • Label

    Echozone

  • Spieldauer

    18:35

  • Erscheinungsdatum

    24.08.2018

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