Gleich vorweg: Gegen die letzte Neuauflage von "Symbol Of Salvation" (2003 als Dreifach-CD mit dem kompletten Album als Vierspur-Demo, zwei Videoclips und einem ausufernden Interview mit sowohl der Band als auch Brian Slagel von Metal Blade) kann dieser Re-Release in puncto Quantität nicht anstinken. Der besondere Reiz liegt abgesehen von der pflichtgemäßen Silberscheibe in der Tatsache, dass das Meisterwerk erstmals seit Langem auch wieder als LP erhältlich sein wird, und das gleich in den schrillsten Farben, wie man es nunmehr vom Label der Altgedienten kennt. Das im Temple Of Disharmony Studio von Patric Engel für die Reihe "Metal Blade Originals" remasterte Material kommt in einer 400g schweren Kastentaschen mit Inside-out-Druck, kleinem Artworkposter und Inlay.
Und die Musik darauf? Längst heiliggesprochen, um auf den Bandnamen anzuspielen. Sie haben wie keine zweite Band bewiesen, dass sich das Stigma des chronischen Pechvogels überwinden lässt, wenn man es schafft, allen geschäftlichen Zwängen eine Absage zu erteilen, und sich einfach nur selbst genug ist: ARMORED SAINT setzten nach einem steilen Aufstieg innerhalb der US-Metal-Szene mit „Symbol Of Salvation“ 1991 alles auf eine Karte und scheitern in kommerzieller Hinsicht grandios. Statt einen verdienten Durchbruch im Mainstream zu erleben, streckten die vom Blutkrebstod ihres Hauptsongwriters Dave Prichard gezeichneten Musiker, die Mitbegründer Phil Sandoval als einzig würdevollen Ersatz zurück ins Boot geholt hatten, vorübergehend die Waffen und verdingten sich anderweitig, sei es mit Life After Death, einer metallisch aufgebohrten Weiterführung des Sounds von Thin Lizzy, oder bei den Thrash-Heroen Anthrax, die Goldkehlchen John Bush mehrere Jahre lang durch eine schwierige Zeit führte.
Übernummern wie ‚Reign Of Fire‘ oder ‚Last Train Home‘ muss man ebenso gehört haben wie die nicht sofort zündenden Edelschoten 'The Truth Always Hurts' und 'Warzone', vom triumphalen Titelstück ganz zu schweigen. ARMORED SAINTs kommerzielles Potenzial war gewaltig, doch es sollte wohl einfach nicht klappen mit dem ultimativen Durchbruch. Sieger der Herzen sind die Kalifornier dennoch - und die vier Bonus-Demos auf der aktuellen Wiederveröffentlichung sind dann doch einigermaßen exklusiv. Dabei bestechen insbesondere 'Tongue and Cheek' und 'Pirates' durch ihre juvenile Unbekümmertheit, weisen aber gleichzeit auch das hohe kompositorische Niveau der Musiker auf.
Und noch etwas: Die Reunion-Scheibe „Revelation“ kam dann kurz vor der Jahrtausendwende tatsächlich einer Offenbarung gleich; Erst jetzt, da die Band nur noch als Liebhaberei betrieben wurde und ihre Musik nicht mehr an große Erwartungen gekoppelt war, begann eine Blütezeit, in der sich die Herren bis zuletzt („Win Hands Down“, 2015) wirklich keinen einzigen Ausfall erlaubt haben. Dadurch, dass sie sich keiner wirtschaftlichen Notwendigkeit unterwerfen und unermüdlich touren, sondern nur selektiv Konzerte geben, sind die Recken aus Los Angeles nie ausgebrannt und packen über ein Vierteljahrhundert nach ihrer Gründung jugendlich frischer zu als mancher Newcomer.
FAZIT: Heavy Metal durch und durch, aber so massentauglich wie Arena-Hardrock, dann aber wieder ohne Poser-Faktor … Die Einzigartigkeit von "Symbol Of Salvation" lässt sich immer noch schwer beschreiben und ist teilweise auch durch die aufwühlenden Umstände bedingt, unter denen das Album entstand. So oder so, es ist die Referenzscheibe von ARMORED SAINT und ein abriebfester Genre-Klassiker, an dem wirklich (!) alles stimmt. <img src="http://vg08.met.vgwort.de/na/4c1f0e1aec5544fa8e5a03d894e19441" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 14/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 16.05.2018
Metal Blade / Sony
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18.05.2018