BACKYARD CONSPIRACY oder kurz BackCon sollten sich unbedingt einen Werbetextschreiber suchen, der seine Sprache beherrscht, denn sie selbst scheinen einige Probleme nicht nur mit der Orthografie zu haben. Musikalisch liegt bei ihnen auch manches im Argen, auch wenn das erste Album der 2016 gegründeten Band handwerklich in Ordnung geht; der Knackpunkt ist die latente Biederkeit, die "Taken By Surprise" ausstrahlt.
Kurz gesagt wirkt die Band oft wie eine jener unsäglichen Dorffest-Kapellen. Die angeblich "internationalen Vollblut-Rockmusiker", die sich bei BACKYARD CONSPIRACY tummeln, greifen vom hippen Berlin aus in die 1970er zurück und scheinen kein anderes Qualitätsmerkmal für sich zu beanspruchen, als keine Coversongs zu spielen … Gut, es ist also doch keine Bierzelt-Combo.
Davon abgesehen, dass ihr Frontmann trotz eines Quäntchens Mick Jagger im Timbre nicht flexibel genug singt, um der bemühten stilistischen Bandbreite gerecht zu werden (seine Schwächen offenbar sich vor allem im ansonsten betörend luftigen 'Borderline'), sind die Songs der Hinterhofverschwörung allzu rasch durchschaubar, weil Hauptkomponist Matt Sunday zu plump auf seine Idole setzt. Spielt er sich von ebendiesen frei, was leider zu selten geschieht, kommen einige bemerkenswert solide Songs heraus.
Dazu gehört beispielsweise das treibende 'Where are you going?' mit funky Riff-Begleitung in den Strophen, um einen eher narrativen Ansatz hervorzuheben. Zudem weist der klagende Zweier aus 'Falling down' und 'Do you mind?' eine interessante Rhythmik auf, die sich vom eher straighten Rest der Stücke abgrenzt. Die Ballade '100 miles offshore' kreist unterdessen mit Piano um sich selbst und hat darum etwas Einlullendes, aber wo bei alledem das Konzept zu finden sein soll, das BACKYARD CONSPIRACY inhaltlich versprechen, weiß man nicht.
Bisweilen wird ihr Sänger übrigens von einer Dame begleitet. Hervor stechen dabei das Titelstück und das rauchige 'Someday' als zugleich bestes Stück des Albums, bei dem man an einen engen Blues-Schuppen in diesigem Licht denken muss. Ausgesprochen "blau" sind BACKYARD CONSPIRACY aber im Grunde genommen nicht.
FAZIT: Mit ihrem in allen Belangen spießig in Szene gesetzten Classic Rock werden BACKYARD CONSPIRACY nichts bei der nachgewachsenen Generation von Hörern solcher Musik reißen können. "Taken By Surprise" ist also tatsächlich in erster Linie ein Album für Feierabend-Altrocker, die sich höchstens beim örtlichen Stadtfest gehen lassen. Buchbar ist die Band dort übrigens für unter 1.000 Euro … <img src="http://vg01.met.vgwort.de/na/d9b5f861125841fb83b0be5c51862b0c" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 7/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 02.07.2018
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29.06.2018