Mehr Südtiroler Lokalkolorit gefällig, das den Stoff dafür bietet, von deutschen Patrioten (Nationalisten gar?) missbraucht oder von Wochenend-Rockern mitgesungen zu werden, wenn sie sich beim Tätowierer ihres Vertrauens die nächste Rose oder den nächsten Totenschädel stechen lassen? Dann seid ihr bei BAD JOKERS wieder einmal genau richtig.
Na, nicht schon zur nächsten Rezension geklickt? Okay, dann erfahrt ihr nun, wie die Band auf ihrem sechsten Album auf gewohntem Niveau stagniert, womit sie stellvertretend für die gesamte Deutschrock-Szene steht. Das gesamte Genre existiert in einer Blase - dem Schlager nicht unähnlich - und erfreut sich dabei beneidenswerter kommerzieller Erfolge, weshalb man sich fragt, wer den ganzen Kram überhaupt kauft … ganz zu schweigen von der Schwierigkeit, die zahllosen Bands auseinanderzuhalten, wenn es sich nicht gerade um zu spät gekommene Hinterhofkapellen handelt.
Eine solche sind BAD JOKERS bekanntlich nicht. Die Band hat den ohnehin schon gesichtslosen Kader von Rookies & Kings kein bisschen bunter gemacht, sondern bot schon auf "Da kommen wir her", dem akustisch geprägten Vorgänger von "Wir sind der Weg" nur noch mehr vom selben Alten. Aktuell hat die Zahl der flotten Tracks wieder zugenommen, wohingegen stilistisch alles gleich geblieben ist. Auch inhaltlich käut die Band lediglich wieder, was sie im Laufe der Jahre thematisch so abgefrühstückt hat.
Ihr Weitblick reicht dabei selten über die Grenzen des Provinziellen hinaus, und falls doch, werden Phrasen gedroschen wie nix Gutes. Das fällt BAD JOKERS umso leichter, als sie die für die Szene übliche Masche abziehen darf, ein Wir-Gefühl gegenüber "den anderen" zu schüren, auf geradezu widerlich anbiedernde Weise Heimatliebe zu bekunden oder sich auf denkbar platteste Weise selbst zu bestärken ('Mein stolzes Lebenswerk'). Eine solche Engstirnigkeit und musikalische Einfalt ist nach gut einem Vierteljahrhundert im Geschäft eigentlich ein Armutszeugnis.
FAZIT: "Wir sind der Weg" nimmt anderen mehr oder weniger aktuellen Deutschrock-Platten wenig bis nichts, sondern bestätigt die Annahme, das Genre sei in kreativer Hinsicht mausetot - ganz davon abgesehen, dass seine Angehörigen ihre Variationen zur Verkettung von Worthülsen aus dem Pathos-Baukasten endgültig ausgeschöpft zu haben scheinen. Beliebiger geht es nicht mehr - guter Sound hin, zweckmäßiges Songwriting und Spiel her. <img src="http://vg06.met.vgwort.de/na/686b55f0987046cdad75e86abc6d43eb" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 8/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 10.11.2018
Rookies & Kings / Soulfood
49:25
09.11.2018