Die Römer kommen! BEESUS zweite Scheibe steht ihrem Debüt in nichts nach. Wer nämlich glaubte, das Quartett hätte seinen Stil stromlinienförmig "optimiert", sieht sich beim Hören von "Sgt. Beesus … And The Lonely Ass Gangbang" getäuscht. Rhythmisch ungelenkes Gitarrenspiel, dass sich durch eine eigenwillige Harmonik auszeichnet, eine spröde Gesangsstimme zwischen Sprechen, Schreien und Nölen sowie Arrangements, die mindestens halb improvisiert anmuten, schließen Mainstream-Erfolg kategorisch aus.
Der schleppende Punk 'Reichl' dürfte der einzige "instant hit" der Scheibe sein, davor und dahinter findet sich allerlei Merkwürdiges - zahlreiche Anklänge aus den "alternativen" 90ern, die man aber bitte nicht mit Pearl Jam oder Soundgarden, sondern eher mit Melvins oder Mudhoney gleichsetzen sollte. Wenn BEESUS nämlich eines nicht sind, dann gefällig oder gar massentauglich.
Das nicht uneingängige Stop-and-Go-Riff von 'Dubblegum Boom Metal' geht nahtlos in Uptempo-Garagen-Gepolter über, doch hier wie anderswo lassen BEESUS allerdings zwischendurch immer wieder eine bleischwere Doom-Bombe aufschlagen. Die zwischen Dead-Kennedys-Geschrammel und satten Stoner-Riffs changiernde Eröffnung 'El Dude' und das flotte, raue 'Beaux' gehören ebenfalls zu den leichter verdaulichen Tracks.
Die beiden jeweils fast zehn Minuten langen Kernstücke 'Nuna y Frena' und 'Beaux' am Ende bringen das Selbstverständnis der Gruppe in relativ gedrungener Form auf den Punkt. Ersteres bleibt zunächst sachte psychedelisch mit entrücktem Bass-Motiv, zart perkussivem Schlagzeugspiel und entrücktem Gesang, entwickelt sich aber in der zweiten Hälfte zu einem lärmigen Kracher der stampfenden Art, letzteres ist exakt genauso aufgebaut, bloß dass die Musiker die Strukturen zum Schluss ausfransen lassen, quasi um das Album irgendwie unabgeschlossen ausklingen zu lassen.
Dieser unfertige Charakter ist letztlich auch das, was alle Stücke miteinander eint. Vor diesem Hintergrund ist "Sgt. Beesus … And The Lonely Ass Gangbang" …
FAZIT: … ein sehr, sehr eigenwilliges Album, aber nicht ohne Charme. BEESUS spielen das, worauf sie Lust haben, eine kuriose Mischung aus zuerst scheinbar unvereinbaren Einflüssen, die in den meisten Fällen (Songs) dann doch Sinn ergeben. Eingängig wird die Chose zwar erst nach ein paar Durchläufen, doch die Zeitinvestition lohnt - insbesondere für Freunde von Nischenkram oder des Katalogs von Labels wie Amphetamine Reptile. <img src="http://vg06.met.vgwort.de/na/2dced6dbd7a14ac09d3f7d10c9ae47c5" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 25.02.2018
New Sonic Records / Noisolution
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02.03.2018