Mal wieder eine weitere Veröffentlichung auf dem breit gefächerten deutschsprachigen Pop-Musikmarkt mit Hang zu intellektuell-tiefgründigen, aber trotzdem mitunter etwas banal-peinlich geratenden Texten.
BEN GALLER verbreitet auf seinem aktuellen Album „Niemand liebt keinen“ schon vom Titel her nur wenig Optimismus, was auch für den Großteil seiner Texte gilt, die er im typischen Pop-Liedermacher-Stil zum Vortrag bringt und dabei seine nur wenig charismatische Stimme mal mit Hall unterlegt oder etwas verfremdet, sodass vieles auf „Niemand liebt keinen“ an die 80er- und 90er-Deutschrock/Pop-Jahre erinnert, als sich im Radio das pure PUR mit dem ergänzten PUR(PLE SCHULZ) noch die Studiotür-Klinke in die Hand gaben, um über verliebte Jungs im Abenteuerland zu singen, die kleine Seen weinten und dabei mächtig viel Theater machten. In den besten, rockigeren Momenten sucht BEN GALLER dann gemeinsam mit WOLF MAAHN nach den Rosen im Asphalt oder tanzt mit WESTERNHAGEN für die Freiheit auf Gräbern und klaut gar für „Auf den zweiten Blick“ ganz offensichtlich bei „Weil ich dich liebe“.
Hier also fühlt sich BEN GALLER mit „Niemand liebt keinen“ musikalisch pudelwohl, so traurig auch seine Texte, zum Beispiel über Trinker („Ambrosia“) und von der Liebe Enttäuschten („Wenn du glaubst“), klingen mögen oder wenn sie, wie in <a href="https://www.youtube.com/watch?v=Mjzy7Vfvo1Y" rel="nofollow">„Kleine Schwester (großer Bruder)“</a>, tief in der ganz persönlichen Familien-Erinnerungskiste wühlen.
Auch vor jeder Menge verbaler Peinlichkeiten schreckt Galler mit in diesem Sinne wortwörtlich „galligen Texten“ nicht zurück, wenn er dann auf <a href="https://www.youtube.com/watch?v=_KqSuB4ZBQw" rel="nofollow">„Alpha Auster“</a> auch noch zu dem Schluss kommt: „Das hier ist mein Leben, wenn du willst, kannst du es haben / Verliebtsein ist ‘ne Krankheit, an der schon viele Leute starben“, werden viele Hörer nur noch mit dem Kopf schütteln – und seine Botschaft, die er im farblosen Digipak als Ergebnis auf seiner Suche nach den richtigen Menschen und Orten seines Lebens extra formuliert: „Einen solchen Ort finde ich in meiner Musik: Sie ist mein sicherer Raum und geistige Freiheit zugleich, während mir meine unsichtbaren Hörer Applaus spenden.“
Ärgerlich und keinesfalls Applaus-verdächtig ist noch dazu die sporadische Ausstattung der CD, die im einfachen, aufklappbaren Digipak erscheint und kein Booklet enthält. Wenn BEN GALLER seine Texte aber wirklich so wichtig sind, wäre es mindestens eine Selbstverständlichkeit, diese auch in einem Booklet beizufügen. So fischt Galler nur wie der Angler inmitten des Meeres auf seinem Album-Cover im Trüben und rechtfertigt, dass es durchaus ausreichend ist, „Niemand liebt keinen“ nur als digitalen Download zu besitzen.
FAZIT: „Niemand liebt keinen“ – ob es viele Liebhaber für dieses deutschsprachige pop-rock-durchwachsene Album von BEN GALLER geben wird, ist eher fragwürdig. Musik, die sich nahtlos in den 80ern und 90ern einzurichten versucht, als PUR(PLE SCHULZ) und Konsorten dem deutschen Biedermann-Gefühl ihre Stimme und Melodien verliehen … und damit verdammt erfolgreich waren.
Punkte: 7/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 30.03.2018
Ben Galler
Ben Galler
Ben Galler
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Bendit Records
43:27
23.03.2018