Der Gitarrist und "Nebenbei"-Trompeter Bertram Burkert aus dem thüringischen Apolda darf sich innerhalb des Jazz-Milieus als preisgekröntes Jungtalent begreifen, lässt es aber trotz diverser Lobeshymnen aus der Szene konsequent ruhig angehen. Warum sein aktuelles Quartett-Album dennoch ein mitreißendes Highlight ist? Lest weiter …
Trotz des Titels handelt es sich bei "Die Suche nach der eignen Welt" keinesfalls um verkopfte Klangphilosophie, sondern um hörbar persönliche, intime Musik. Diese ist kein kein Feuerwerk, aber bunt nichtsdestoweniger - blütenzart gewissermaßen mit George Benson zu Ehren gereichenden Licks und süßlichen Saxofon-Melodien - Hayden Chisholm strahlt die entspannte Eleganz des späten Lonnie Tristano aus - zum Dahinschmelzen.
Bei drei Titeln schließt sich Sängerin Veronika Morscher den Männern an - besonders aufwühlend:'Last Memory Lane' - doch tatsächlich stiehlt sie genauso wenig jemandem von ihnen die Show, wie es die Instrumentalisten jeweils für sich genommen unterlassen, "sportlich" zu werden. Bassist Robert Landfermann, eine der ersten Tieftöner-Adressen für Jazzmusiker, die das gewisse Etwas in ihrer Rhythmusgruppe suchen, setzt dem Projekt als wohl "prominentestes" Mitglied mit seinem unberechenbaren, aber stets passend ökonomischen Spiel die Krone auf.
Einmal mehr gilt: Guter Jazz entsteht, wenn das Ensemble als Ganzes die erste Geige spielt, statt das sich ein Mitglied hervortun würde. Auf "Die Suche nach der eignen Welt" ist zwar alles auf die Gitarre ausgerichtet, doch Bertram Burkerts Ideen würden vermutlich nicht halb so eindringlich wirken, wenn seine Helfer ihn (und sich gegenseitig) nicht quasi blind verstünden. Der Bonus:
Eine zutiefst "privat" in Szene gesetzten Produktion, bei der man meint, den Atemhauch der Musiker zu hören - sanft gestrichene Becken, Verzückung selbst im Ausklingen angeschlagener Saiten und Trommelfelle …
FAZIT: "Die Suche nach der eignen Welt" ist ein Soundtrack zur Entschleunigung, allerdings ohne New-Age-Hauch oder unangenehmen Fahrstuhl-Geruch - keine schillernde Leistungsschau, sondern in Ton gegossenes Feeling von einem Gitarristen mit beispiellosem Gespür für unaffektierte Jazz-Dramatik. <img src="http://vg06.met.vgwort.de/na/854bf3bb011c466793db289aaefcc351" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 13.08.2018
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03.08.2018