Mit ihrem Saubermann-Image und bombensicherer politischen Korrektheit gehören BETONTOD nicht zu den Unsympathen des deutschtümelnden Rockmilieus, sind aber andererseits auch nie ein künstlerisches Geschenk an die Götter gewesen. Ihre größten Hits hat die Band längst geschrieben, und nun bleibt ihr nichts anderes übrig, als noch mitzunehmen, was geht, ehe sie kreativ endgültig ausbrennt bzw. bis niemand mehr das ewig gleiche Pathos-Geseier hören möchte.
Obwohl … Einerseits halten sich BETONTOD mit dem Schwulst relativ dezent zurück, und andererseits sind AC/DC nicht die Einzigen, die damit durchkommen, jahre- und sogar jahrzehntelang auf der Stelle zu treten. Wie dem auch sei, "Vamos!" legt eine angenehme, punkige Härte an den Tag, ohne den Mainstream zu verprellen. Die Texte der Singles 'Boxer' und 'La Familia' sind letztlich besser als die labbrige Musik dieser Tracks, die einer Pop-Anbiederung gleichkommt. Zum Glück handelt es sich um Ausnahmen.
Die Kumpel-Hymne 'Zusammen' ist indes nicht der einzige Song, der inhaltlich fast wie eine Parodie der Stoßrichtung von Böhse Onkelz wirkt, aber man darf (leider) davon ausgehen, dass es BETONTOD nicht im Geringsten ironisch meinen. Das einfältige Titelstück sowie die beiden verhältnismäßig gedämpften Trags 'Es ist vorbei' und 'Niemals untergehen' forcieren diesen Eindruck zusätzlich. Hier existiert jemand in einer provinziellen Blase, die dort platzt, wo man überregional denken muss …
28 Jahre als aktive Band sind kein Pappelstiel, aber man muss auch bedenken, dass BETONTOD erst in der letzten Dekade eine richtig ernste Angelegenheit geworden sind. Vor diesem Hintergrund nimmt "Vamos!" seinem Vorgänger „Revolution“ rein gar nichts und ist auch nicht unbedingt schlechter, sondern ein zumindest für Hörer mit gehobenen Ansprüchen unangenehm abgeschmacktes Ding, mit dem das Rheinberger Quintett auf Nummer sicher geht.
FAZIT: "Vamos!" ist sowohl für BETONTOD als auch die weitere Deutschrock-Szene vertonte Tagesordnung. Mit floskelhaften Texten und hinlänglich bekannten musikalischen Wendungen predigt die Band bloß den Bekehrten, was ihrem Erfolg keinen Abbruch tut, den nüchternen Betrachter jedoch achselzuckend zurücklässt. In gleichem Maße, wie die Gruppe schon bessere Zeiten gesehen hat, steht zu hoffen, dass die Lawine, die Frei.Wild und Co. losgetreten haben, endlich zum Stillstand kommt. <img src="http://vg05.met.vgwort.de/na/f8ab61d4cb05419ba9e08c1a119fbe21" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 7/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 17.09.2018
Arising Empire / Warner
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07.09.2018