Als eine der bekanntesten und beständigsten Bigbands aus Polen haben sich die 2006 gegründeten und preisgekrönten Ma?opolski schon mehrmals beim gleichfalls prestigeträchtigen M?yn Jazz Festival die Ehre gegeben. Im Jahr 2013 wurde das Debütalbum des Orchesters dort mitgeschnitten, drei Jahre später entstanden die nun hiermit vorliegenden Aufnahmen, die den sinnigen Zusatz "II" im Titel tragen.
Das Ensemble versöhnt von jeher klassische Arrangements für umfassende Besetzungen mit Anleihen bei zeitgenössischen Musikstilen, was sich dann auch in seinen Kollaborationen widerspiegelt, auf die es sich mit großer Vorliebe wiederholt einlässt. Die beiden musikalischen Leiter - das sei der Vollständigkeit halber erwähnt - sind Dr. Ryszard Krawczuk, der an der Krakauer Musikhochschule doziert und auch der dortig ansässigen Funk De Nite Band vorsteht, sowie Krzysztof Odrobina, der das 17-köpfige Orchester größtenteils aus Absolventen der Akademien in Krakau und Kattowitz zusammengestellt hat.
Diesmal sind auf der Bühne mit dabei gewesen: der Amerikaner Bryan Corbett von der Formation US3, der niederländische Stimmartist Andy Ninvalle und Sängerin Lora Szafran. Dies führte beim Konzert zu mehreren Spoken-Word-Improvisationen, nicht nur in Michael Urbaniaks einleitender Komposition 'Frantic Lover' in Form einer rasanten Rap-Einlage.
Unterdessen changiert das Klangbild scheinbar nahtlos zwischen majestätischer Bigband-Tradition und der Fusion-Soundästhetik der 1980er - Slap-Bass, fette Bläser-Tuschs und ein funky aufspielender Drummer. Auch 'Cukoo's Nest' stammt von Urbaniak, mit dem das Orchester übrigens ein ganzes Studioalbum plant, und ist zugleich das längste Stück des Albums. Im Anschluss zeigen die Polen einen Ausschnitt ihres Repertoires: Fremdkompositionen, in die sich die Leader teilweise sehr stark selbst eingebracht haben, um sie ihren jungen Schützlingen quasi auf den Leib zu schneidern.
Das lässige 'Triogenic' stammt von Landsmann Marek Ba?ata ('Mr. Hornblow' von Jan Wróbelinski), 'Mr. Dodo' ist eine Nummer von Rosario Giuliani, und 'Travellin' Light' dürfte aus dem American Songbook bekannt sein. Es dient zugleich als kurzer Anspieltipp für dieses einerseits ungewöhnliche, andererseits aber auch gar nicht so abwegige …
FAZIT: … Tête-à-Tête von Ensemblemusik und avantgardistischer Sprach-Performance der unbedingt hörenswerten, weil faszinierenden Sorte.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 06.08.2018
Hevhetia
45:46
03.08.2018