Dem Debüt dieser Briten scheint ihre zweite Platter diametral gegenüberzustehen, was die übergreifende Stimmung von Song zu Song betrifft, denn wo "I’m Not Well" ein in Ton gegossener Trauerklos war, herrscht auf "Reiði" so etwas wie Aufbruchsstimmung - Aufbruch wohin, das wissen BLACK FOXXES allerdings noch nicht so genau.
Mit der Eröffnung 'Breathe' bleibt nämlich zunächst alles beim Alten. Vielleicht liegt die neuerdings besonders schwerelose Anmutung des von jeher leicht kratzigen Indie Rock der Band in Sänger Mark Holleys jüngster Inspiration begründet: Er wohnte vorübergehend in/auf Island und zeigte sich von der dortigen Umgebung so beeindruckt, dass er sich gleich diverser Buchstaben des Alphabets der dort gesprochenen Sprache bediente, um seine neuen Kompositionen zu betiteln.
Wie dem auch sei, mit fortschreitender Spielzeit - eigentlich bereits zum Schluss des Openers, wo der Himmel voller Streicher hängt, geht die Sonne weiter auf. 'The Big Wild' ist genauso wie 'Am I Losing It' mit ein wenig Schwung in der Hüfte sogar tanzbar, und 'JOY' wurde vermutlich nicht umsonst in Großbuchstaben gesetzt, weil es als Motto für die "neuen" BLACK FOXXES dienen soll. in seiner kantigen, noisigen Art sticht der Track gleich nach der Halbzeit als Vorzeigenummer von "Reiði" hervor, auch wegen der abseitigen Blechbläser im Mittelteil
Überhaupt werten gewisse Spitzfindigkeiten - liebevoll in Szene gesetzte Klangbonbons, die bei oberflächlicher Beschäftigung leicht unter den Tisch fallen - die gängigen Mustern folgenden Liedstrukturen deutlich auf. Hier perlen Echos durch die Stereo-Kulisse ('Take Me Home'), dort zitieren BLACK FOXXES Shoegaze-Standards ('Flowers'), und anderswo ('Manic In Me') regiert schlichtweg leichtfüßiger Art Pop. das reicht locker für einen nach oben ausgestreckten Daumen.
FAZIT: Weiterentwicklung heißt bei BLACK FOXXES tatsächlich nicht gewollte und nicht gekonnte Vergeistigung, sondern mehr Lässigkeit als auf ihrem ersten Album. "Reiði" stellt in Aussicht, wie eine ganze Generation von Popo-Wacklern mit Seitenscheiteln in zu engen Jeans glaubwürdig erwachsen werden kann, und weht mit kunstvollem Songwriting jeglichen Szene-Mief davon.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 25.03.2018
Spinefarm / Universal
42:52
16.03.2018