Harter Tobak: Auf jeweils 20 Minuten, eine Viertelstunde und noch einmal zehn Minuten bringen es die drei Tracks von "Light Will Consume Us All", CHRCHs zweitem Album nach dem 2015er Einstand "Unanswered Hymns", auf dem die Band ähnlich epische Songs bot. Wem die Kalifornier noch nichts sagen und sich anhand dieser Länge nicht erschließt, woher der Hase läuft, sei gesagt, dass bei ihnen finsterster Doom an der Tagesordnung steht.
Auf "Light Will Consume Us All" tritt Sängerin Eva Rose, die gelegentlich von ihren beiden Gitarristen am Mikro unterstützt wird, im Vergleich zu den Debütstücken ein wenig zurück. Die Kompositionen sind monolitische Riff-Gebilde, bei denen Geschrei - es ist die hauptsächliche Ausdrucksform der Frontfrau - eher wie ein zusätzliches Instrument funktioniert, als dem Material zu mehr Eingängigkeit zu verhelfen.
Nichtsdestoweniger steht außer Frage, dass CHRCH hochemotional agieren, und der Eindruck, den sie hinterlassen, ist wie nach solchen Beschreibungen zu erwarten ein gemarterter. Die Gruppe aus Sacramento zeichnet ein lichtloses Daseinsbild, macht aber durchaus auch ein Angebot zur Läuterung - zum Überwinden privater Widrigkeiten über ihre Musiker. Das eröffnende 'Infinite', das im Grunde klar zweigeteilt ist, verdeutlicht quasi einen Heilungsprozess, indem es nach der schweren, ätzenden ersten Hälfte eine Befreiung in Aussicht stellt, und zwar mithilfe unverzerrter Töne und post-rockig flirrender Gitarren, die einen standesgemäßen Soundwall hochziehen.
"Light Will Consume Us All" macht seinem ambivalenten Titel als hübsch-hässliches Konstrukt also alle Ehre. 'Portals' schlingert dann dazu passend zwischen Doom Death und ätherisch klarem Gesang hin und her, ehe 'Aether' vermutlich das bisherige Konsens-"Lied" der Band darstellt; abgesehen vom Halbgekreisch der Sängerin könnte man es glatt für eine verschollene Komposition eines der Peaceville-Three-Acts halten. Gerade wer Asunder aus der Bay Area nachtrauert, darf sich mit CHRCH trösten.
FAZIT: Sludge Doom mit subtilen Modukationen, ansonsten relativ linear gestrickt und durch seine Riff-Urgewalt eher auf einen kathartischen Effekt ausgerichtet als im Sinne denkwürdigen Songwritings gedacht - "Light Will Consume Us All" ist ein Album für die großen, unangenehmen Gefühle und ihre konstruktive Verarbeitung. <img src="http://vg08.met.vgwort.de/na/bdec1c02bec24a5a9baf8690b1aa19a0" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 10.05.2018
Neurot / Cargo
44:58
11.05.2018