Chris Caffery, verdienstvoller Ex(?)-SAVATAGE-Gitarrist, zum Sechsten: Trotz des Titels „The Jester’s Court“ darf man natürlich keinen Retro-Prog erwarten. Obwohl die verquasten Lyrics voller Engel, verzweifelter Liebesschwüre und verkorkster Phrasen („I sometimes I wish they all would leave me be“ - was will uns der Autor damit sagen?) gut zu den schwülstigeren Vertretern dieses Genres passen würden („Come to me magic man, arise tonite, speak to me magic man, the ghosts gonna join the fight“).
Das Album beginnt bretthart und verweist mit dem Opener bereits auf seine Schwächen: Die Produktion (von Caffery selbst) klingt verwaschen, die Keyboards werden oft irgendwo im Hintergrund verheizt. „Upon The Knee“ ist solide metallische Hausmannskost. Aber wenn der Klang es nicht rausreißt, bleibt vom Song nicht viel übrig. „1989“ macht es besser, weil es die stärkere Melodieführung hat und bei moderaterer Härte gleichzeitig kompromissloser klingt. Die folgende Ballade „Lost Tonight“ schleppt sich seltsam höhepunktlos dahin, gewinnt durch den Instrumentalteil in der zweiten Hälfte, mit Cafferys feinem Gitarrenspiel, und verliert durch den abgeschmackten Refrain wieder an Boden.
Cafferys knarzige Stimme klingt fast über den gesamten Verlauf ziemlich blass und leicht brüchig, was aber ebenfalls eher der Produktion als dem Vermögen des Sängers anzulasten ist. Das alberne „Magic Man“ ist ein Lückenfüller von getragener Härte und zum Fremdschämen, „Protect My Soul“ fällt mit seinem Boogie-Piano und den beschwingten Akustikgitarrenparts aus dem Rahmen. Vor Jahren wäre das vielleicht sogar was für die Charts gewesen.
Mit „Luna Major“ ist das obligatorische Instrumental dabei, das sich etwas stumpf, aber durchaus mitreißend aus der Affäre zieht. Gelungen sind noch das bombastische „The Feeling Of A White Lie“ sowie der deftige Titelsong. Das kurze „Checkmate“ hingegen ist kaum mehr als eine mäßige Comedy-Einlage und das Finale „Baby You And I“ ein peinlicher Tränendrücker. Na gut, wenn es mal eine ordentliche Portion Kitsch sein soll, kann man zugreifen.
FAZIT: Die mäßige Produktion, der große Gestus, ohne wahrhaft Hymnisches zu schaffen, traurige Texte und Songs, die irgendwie da sind, ohne haften zu bleiben, lassen Chris Cafferys sechstes Solowerk wieder zu einem akzeptablen, aber keineswegs berauschenden Fest mit nur wenigen Höhepunkten werden.
Punkte: 8/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 27.07.2018
Tony Dickenson, Chris Caffery
Chris Caffery, Lonnie Park
Chris Caffery, Joel Hoekstra, Angus Clark
Alessandro Del Vecchio, Jane Mangini, Lonnie Park, Chris Caffery
Brian Tichy
Metalville
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27.07.2018