Die Rückkehr des melodischen Death Metals schwedischer Prägung aus deutschen Landen geht in die nächste Runde: Während sich Revel in Flesh in den letzten Jahren in ungehobelter Manier durch den Underground geholzt haben, melden sich anno 2018 nicht nur Night in Gales und Fragments of Unbecoming mit starken Alben zurück; auch die Rheinländer CANDESCENCE steigen aus der Titel-stiftenden Asche empor und kredenzen endlich ihren ersten Longplayer.
Aufgenommen und produziert im Heimstudio von Gitarrist Alex Düsterwald (ja, er heißt wirklich so), ist dabei ein Album entstanden, welches nicht gerade um Anerkennung buhlt: Die acht Songs knallen stumpf bis garstig vor den Latz, ohne auch nur annähernd gefällig zu klingen, was vor allem für den oft zu sterilen Drum Sound gilt. Eingängigkeit ist vor allem dem konsequenten Riffing geschuldet, das nicht nur in engen Clubs für abgeschraubte Köpfe sorgen, sondern auch auf Festival-Bühnen bestens funktionieren sollte. Ein Song wie "Revocate Creation" dürfte Schwedentod-Fans sofort ins Blut gehen, die sich zwischen alten Hypocrisy und nicht ganz so alten At The Gates heimisch fühlen.
Während die Uptempo-Passagen wie aus einem Guss wirken, tönt die Verbindung mit klassischem Metal wie zu Beginn von "For Those Beyond" etwas hölzern. Hier deuten CANDESCENCE mehr Potential an, als sie tatsächlich umsetzen; fast so, als würden sie abseits ihrer Paradedisziplin doch eher auf Nummer sicher gehen wollen. Dabei kann Sänger Matthis seine kräftige Stimme auch jenseits des Geiferns und Grollens erklingen lassen, und dem für die Musik hauptverantwortlichen Düsterwald ist ohnehin eine Menge zuzutrauen, denn live schüttelt er schwermetallische Riffs mit beachtlicher Lässigkeit aus dem Ärmel. Doch vielleicht spiegelt sich in den kritikwürdigen Nuancen auch das Hin und Her im Personalkarussell der letzten Jahre wider?
Angesichts der unzweifelhaften Durchschlagskraft der Songs wäre es der Band zu wünschen, dass sie ihr grundsolides Debut als Ausgangsbasis nutzen kann, um mit einem festen Schlagzeuger aus Fleisch und Blut an ihrer Interpretation des Schwedentods zu feilen, und sich vielleicht auch den einen oder anderen Abstecher zu erlauben, wie bereits beim relativ neuen schwarzmetallisch inspirierten "Och Under Tusen Namn Jag Gaar" oder beim zwischen Epik, Geballer und melancholischem Midtempo wechselnden "Prepare The Fall Of Centuries" geschehen.
FAZIT: "…Ur Askan…" klingt nicht selten wie eine wütende Sturzgeburt, die ungeachtet einiger Komplikationen im Vorfeld nun einfach rausmusste. Eleganz spielt bei diesem Blutbad keine Rolle, doch der Band ist noch mehr zuzutrauen, als sie bei ihrem Langspiel-Einstand zum Besten gibt.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 16.06.2018
Chris
Matthias
Alex
Eigenveröffentlichung
31:41
22.05.2018