Dieses Quintett ist seit fünf Jahren am Ball und steckt seitdem seinen eigenen Claim auf dem weitgehend abgegrasten Feld Hardcore Punk ab. Tatsächlich setzen CANINE zwar keine völlig neuen Impulse, fügen dem Thema aber eine rockig überdrehte Variation zu, die obendrein mit glaubwürdiger Wut im Bauch daherkommt, was in diesem Bereich ungeheuer wichtig ist.
Wir reden schließlich von einem Musikstil, der in seinem Kern impulsiv ist und keine Klangmathematik, obwohl … CANINE erinnern auf ihre hibbelige Art mit viel überdrehtem Geschrei seitens Frontmann Benny an eine kalorienreduzierte Version von Converge - light deshalb, weil sie keine ausgeprägten Metal-Einflüsse geltend machen und die Klampfen meistens natürlich verzerren lassen, statt Effektgeräte zwischenzuschalten. Darum versprüht "Bleak Vision" auch ein gewisses Indie-Rock-Flair.
Wie gesagt, ein Diplom oder dergleichen braucht ihr nicht, um Platte und Band zu verstehen. Andererseits haben die Musiker bei aller Spontaneität klugerweise Wert auf Dynamik gelegt und die enthaltenen Stücke nicht willkürlicher miteinander verklebt; die Dynamikkurve verläuft sozusagen wellig nach oben, sodass 'Saturday' und 'Cracked Shell' zum Schluss die intensiven Höhepunkte sind. Mehr als eine halbe Stunde wäre zu viel des Guten gewesen.
Die Frankfurter sind durch zahlreiche Konzerte hörbar gut aufeinander eingespielt und schlagen Kapital daraus; auf "Bleak Vision" steht im Grunde kein Song, der nicht auf der Bühne funktionieren würde, und dementsprechend live bzw. roh, aber nicht unfertig, klingt auch die gesamte Produktion. Für einen Einstand wirkt die Scheibe auch trotz oder gerade wegen ihrer Kürze ausgesprochen reif.
Bennys gesellschaftskritische Texte bleiben durchweg negativ, ohne dass er Lösungsansätze anbieten würde, doch der unermüdliche musikalische Vorwärtsdrang der Gruppe mag ihr eigentliches Statement gegen Apathie sein. Ob man sich aber nun tiefer mit den Inhalten der Songs auseinandersetzt oder nicht …
FAZIT: … "Bleak Vision" gefällt durchweg als zornige Eruption aus anarchistischem Geröll, rasenden Hardcore-Strömen und zäher Rock-Lava. Cooler Newcomer, das. <img src="http://vg05.met.vgwort.de/na/9b9a72fba781419b83dd27b2f9f2fda3" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 10.09.2018
Bacillus / Bellaphon
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14.09.2018