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Capitano: Hi

Stil: Independent Pop Extravaganza

Cover: Capitano: Hi

Gerade erst haben wir über <a href="http://musikreviews.de/live/Capitano/09-06-2017/" rel="nofollow">ein Konzert von CAPITANO</a> (als Support von MONSTER MAGNET), das – genauso wie die Musik – immer etwas Außergewöhnliches, mitunter Verwirrend-Verrücktes ist, in Wort und Bild berichtet, schon hauen CAPITANO zur Begrüßung des neuen Jahres 2018 ihr Debüt-Album mit dem aussagekräftigen Titel „Hi“ raus...

...Und sie erfüllen auch darauf mal wieder alle Erwartungen, die man an die musikalischen Paradiesvögel stellt, bzw. wie es unser Konzert-Experte und Fotograf Dietmar Seifer in seinem Konzertbericht beschreibt: „Das Bühnenoutfit des in Kanada geborenen Norwegers, der in Deutschland aufgewachsen ist, war schon sehr skurril. Geschmückt mit einer venezianischen Karnevalsmaske, die mit Pfauenfedern verziert war sowie Federboa und Bauchbinde, wirkte er wie ein Überbleibsel aus Casanovas Zeiten, wogegen er sich jedoch mit seiner Musik erfolgreich zu wehren wusste. Aber auch seine Bandkollegen waren mit einer grünen Gesichtsbemalung versehen und mit Panzerband verklebt.“

Genauso farbenfroh und retro wie die Kostümierungen von CAPITANO ist auch die Musik auf „Hi“ oder wie es das VISIONS so schön ausdrückte: „Gesundes 70er-Mischgemüse unter raffinierter 90er-Sauce: Mit Morellotronics, Mummenschanz und großen Gesten skandinavischer Bands klopft die Freiheit des Rocks an die Tür.“

Das musikalische CAPITANO-Gemüse jedenfalls besteht aus Glam-Rock-Tomaten, Prog-Möhren, Pop-Gurken, Indie-Kohlrabi, Disco-Radieschen und scharfpfeffriger Retro-Rock-Paprika, das rundum Spaß bereitet, ohne jemals als Klamauk verstanden zu werden. Oftmals hört man dabei CAPITANOs Vorbilder heraus, woraus sie keinen Hehl machen, egal ob das nun QUEEN oder SWEET sind, doch trotzdem klingt dieser Musik-Salat sehr frisch zubereitet. Oder wie es die Band selber beschreibt: „CAPITANO ist beeinflusst von allem, ohne allen zu folgen!“ und: „Wir machen Musik, vor der das Radio dich schon immer gewarnt hat.“
Selbst den Grund für ihre Masken kann man entdecken: „Manchmal ist der einzige Weg, seine Maske abzulegen, sich eine aufzusetzen!“

Voller Schwung beginnt das Album im MUSE-Stil dann gleich mit dem herrlich abgefahrenen <a href="https://www.youtube.com/watch?v=61PcQsydEoQ" rel="nofollow">„Good Times (For Bad Habbits)“</a>, das sich zum Ende hin gar in LED ZEPPELIN-Höhen erhebt, um daraufhin umgehend mit dem folgenden <a href="https://www.youtube.com/watch?v=f8x0Ys1JXig" rel="nofollow">„Gypsy On A Leash“</a> einen rasanten Richtungswechsel im Disco-Schritt einzuschlagen, damit „Dive“ mit Kinderchor und PLACEBO-Electronic-Pop ordentlich nachlegen kann.
Spätestens hier fragt man sich, was für verrückte Einfälle voller Erinnerungswert wohl noch folgen werden.
Viele, sehr viele – und selbst die Freunde von DARKNESS oder bombastischem Melodic- und Klassik-Rock werden an „Hi“ garantiert ihre Freude haben, während sich Andere wahrscheinlich verwundert über dieses geschmackvolle, vegetarische Mischmasch abwenden werden und ihm als ausschließliche Musik-Fleischfresser Geschmacklosigkeit vorwerfen.

FAZIT: CAPITANO polarisieren!
Doch genau das scheint ihre musikalische Mission.
Mann muss sich nur darauf einlassen, ob nun bombastische Hymne, wie <a href="https://www.youtube.com/watch?v=WqDOX2p-u20" rel="nofollow">„None The Less“</a> oder metallische Horror-Oper plus Kopfgesang-Schmuse-Momenten, wie <a href="https://www.youtube.com/watch?v=nYJXoDffNsM" rel="nofollow">„My Bad“</a>.
Das einzige, was man machen sollte, um sich an ihr Debüt-Album „Hi“ heranzuwagen, ist die eigene Maske, die einen auf nur eine festgelegte musikalische Stilrichtung einengt, abzusetzen, damit CAPITANO genügend Platz haben, um uns ihre kunterbunten Musikmasken überzustülpen.

Punkte: 11/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 02.02.2018

Tracklist

  1. Good Times (For Bad Habbits)
  2. Gypsy On A Leash
  3. Dive
  4. Get Naked
  5. None The Less
  6. My Bad
  7. Sum Of Things
  8. Superhybolic
  9. Someone Like You

Besetzung

  • Bass

    Mikael Goldbløm

  • Gesang

    John Who?

  • Gitarre

    Fuzz Santander

  • Keys

    Fuzz Santander

  • Schlagzeug

    Dyve Diamond

Sonstiges

  • Label

    Eat The Beat/Rough Trade

  • Spieldauer

    41:27

  • Erscheinungsdatum

    02.02.2018

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