Als musikalisches Salatbüffet funktionieren CARDILLAC COMPLEX einfach nicht so richtig. Die Band möchte es allen erdenklichen Hörerkreisen rechtmachen und scheint selbst nicht genau zu wissen, wo sie stilistisch verortet ist. Vielleicht hat sie aber auch schlichtweg nichts zu sagen und hakt darum möglichst viele Arten von Rock im weitesten Sinn ab, um sich wunders wie "sophisticated" zu zeigen.
So oder so, die Songs auf "Something Will Remain" sind nicht gut, egal in welchem Genre man sie verortet. Im Kern handelt es sich bei CARDILLAC COMPLEX um das, was man derzeit unter einer Gothic-Combo versteht. 'Legacy' ist in dieser Hinsicht der Vorzeigetrack des Albums, dem übrigens die gratis aus dem Netz herunterladbare EP "Forgotten Reasons" vorausgeht. Selbige gibt nun im direkten Vergleich lediglich einen Ausschnitt dessen wider, was die Band derzeit versucht.
Ihr unstimmiger Crossover ist nach fast zehnjähriger Existenz ziemlich mau, denn mittlerweile sollte sich eigentlich eine klare Stoßrichtung ergeben haben. Stattdessen kokettieren CARDILLAC COMPLEX mit kitschigem Glam - überhaupt treten sie von einem Klischee-Fettnapf in den nächsten, weil sie sich jeweils der offensichtlichsten Stilmittel bedienen, frönen unverblümt schlimmstem Radio-Pop (komplett mit Einfaltspinsel-Keyboards) oder verärgern wie gleich zu Anfang in Form von 'Life won' mit Nullachtfuffzehn-Electro-Rockern.
Das tänzerische 'Belief' sowie ganz allgemein die recht üppige Instrumentierung - bisweilen mit Klavier und Akustikgitarre - verbucht die Gruppe hingegen auf der Habenseite. Wohingegen ihr mehrstimmige Gesangsarrangements gut gelingen, steht sie mit ihrem progressiven Anspruch, der sich etwas in holprigen Taktwechseln äußert, noch auf tönernen Füßen. Am Ende bleibt kein Track hängen, und das ist bei solcher Vielfalt wohl das Schlimmste.
FAZIT: CARDILLAC COMPLEX bestätigen mit "Something Will Remain" die Binsenweisheit von den vielen Köchen, die den Brei verderben. Das Album lässt keine gerade Linie erkennen, die Texte wirken genauso wie die zweifelsohne ambitionierte Musik merkwürdig aussagelos, und auch der Produktion haftet etwas unangenehm beschränktes, provinzielles an. Kurz gesagt haben wir es hier mit einer Band zu tun, die eine Menge kann, aber nichts richtig, und emotional völlig kalt lässt.
Punkte: 7/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 17.09.2018
Echozone
52:35
07.09.2018