Wenn musikalische Live-Gigantomanie verdammt große Eier unterm bombastischen Schottenrock hat, dann trägt sie einen Namen: CELTICA!
Denn was auf diesem <a href="https://www.youtube.com/watch?v=ol9yYi7uNEo" rel="nofollow">„Live At Montelago“-Doppelalbum</a> abgeht, ist tatsächlich der pure symphonische Bombast mit großem Orchester und Chor, der von metallischen Dudelsäcken davongeblasen, ekstatischen Violinen eingegeigt sowie fetten Bässen, bretternden Gitarren plus hämmerndem Drumming wild angefeuert wird, bis ein 8.000 Mann/Frau starkes, frenetisch jubelndes Publikum kaum noch an sich halten kann.
Unumstritten gilt dieser Auftritt vom 4. August 2017 beim italienischen Celtic Festival in Montelago als einer der besten in der Geschichte des österreichisch-schottischen Sextetts, den sie gemeinsam mit großem Orchester, vielstimmigem Chor und Bläser-Sektion live zu einem sensationellen Ereignis für das achttausendköpfige Publikum werden ließen. Vorausgesetzt man kann etwas mit dieser Kombination aus Metal, Symphonik, zwei Dudelsäcken, einer Violine und einer wild aufspielenden Rockband anfangen, ohne sich in Vorurteilen gegen diesen Dampframmen-Dudelsack-Rock zu ergehen. Das wäre auch unfair, denn welch riesige Vorbereitung sich hinter dem Konzert verbirgt, ist unüberhörbar.
Bereits 2014 waren CELTICA bei diesem Festival in Italien aufgetreten und schon <a href="http://musikreviews.de/reviews/2016/Celtica/Steamphonia/" rel="nofollow">das letzte CELTICA-Album „Steamphonia“</a> zeichnete sich durch eine Vielzahl symphonischer Elemente aus. Was lag da nicht näher, als mehrere Stücke daraus auch live auf der Bühne mit orchestral-choraler Unterstützung zu verwirklichen. Also wurden acht Titel ausgewählt, um die mit großem Orchester und Chor aufzuführen und die Vorbereitungen begannen bereits mehrere Monate zuvor mit den klassischen Musikern der italienischen „Compagnia della Piuma“ aus Siena. Voraussetzung dafür war auch das Schreiben einer knapp tausendseitigen Partitur, die von allen beteiligten Musikern einstudiert werden musste. Was dabei herauskam, hört man auf dem ersten Titel der ersten CD und dann am Stück auf der zweiten CD ab Titel 5.
In welchen Rausch sich die beteiligten Musiker dabei spielen, kommt besonders bei <a href="https://www.youtube.com/watch?v=zeOPnnGmZLk" rel="nofollow">„Telegram For Monsieur Verne“</a> zum Ausdruck: Dabei beeindruckt nicht nur die fulminante Wirkung dieses riesigen orchestralen Meisterstücks, sondern noch viel mehr die gänzlich perfekte Abstimmung zwischen den Pipes-Rockern und den klassisch geschulten Musikern.
Zu schade, dass man auf der Doppel-CD dieses Klangfeuerwerk nur hört, aber nicht sehen kann. Doch auch dieses Problem ist von CELTICA bereits in Angriff genommen, die DVD mit dem kompletten Konzert, das hier auf den beiden CDs im achtseitigen Digipak zu hören ist, dann auch in seiner gesamten Schönheit zu sehen und zu hören...
So kann man nur zu einem eindeutigen FAZIT kommen: Ein wahres hundertminutiges Live-Spektakel in ausgezeichneter Sound-Qualität – CELTICA sind mit „Live At Montelago“ auf dem Zenit des Pipes Rock angelangt! Hoffen wir nur, dass sie dort noch eine Weile verharren und uns weiterhin mit solchen Meisterwerken wie diesem verwöhnen.
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 04.04.2018
Harald Weinkum
Gajus Stappen
Aya Georgieva
Tom Cadek
Duncan Knight, Jane Espie (Great Highland Bagpipe), Aya Georgieva (Violine)
Stringdependent Records
98:06
19.01.2018