Er trägt in seinem Künstlernamen den Zusatz „Champion“ - und er war zu Lebzeiten auch und ist nach seinem Tod (mit 82 Jahren im Januar 1992) noch immer ein echter Champion, dieser singende Blues- und Jazz-Pianist CHAMPION JACK DUPREE!
Und wenn es um musikalische Champion aus der Vergangenheit geht, dann öffnet die musikverrückte Bärenfamilie ihr Honig-Töpfchen und zaubert daraus ein Musik- und historisches Lese-Erlebnis der Extraklasse hervor, dass diesmal wieder <a href="https://www.youtube.com/watch?v=SjmU7afB6vo" rel="nofollow">im Rahmen der „Rocks“-Reihe</a> erscheint. Bear Family Productions haben, wie bei ihnen gewohnt, keine Kosten und Mühen gescheut, um diese alten Aufnahmen aus den Jahren 1951 bis 1987 sorgfältig digital zu mastern und mit einem 36seitigen Booklet mit ausgiebigen Linernotes und raren Fotos zu versehen. So dürfen Musikliebhaber und Sammler, Blueser und Historiker sich genüsslich auf „Rocks“ von CHAMPION JACK DUPREE stürzen, weil beispielsweise keine andere Dupree-Kollektion so viele Vintage-Labels wie diese enthält.
Das Leben von William Thomas Dupree begann keinesfalls wie das eines Champion, sondern wie das eines unglücklichen Verlierers, dessen Untergang bereits im Kindesalter vorbestimmt erschien.
Mit zwei Jahren verlor Dupree im Jahr 1911 seine Eltern bei einem Feuer und kam in ein Kinderheim in New Orleans. Vielleicht sollte es da schon seine Bestimmung sein, dass ein anderer großer Musiker in dem gleichen Heim seine Kindheit verbrachte: LOUIS ARMSTRONG.
Zuvor jedoch versuchte er sich bis 1935 wortwörtlich durchzuboxen und bestritt in Indianapolis als Boxer – der Anfang seiner Champion-Karriere – insgesamt 107 Kämpfe bis 1940 seine Karriere als Musiker mit dem „Warehouse Man Blues“ begann, aber abrupt durch seinen Kriegseinsatz als Schiffskoch im 2. Weltkrieg unterbrochen wurde, der ihm zwei Jahre japanische Kriegsgefangenschaft einbrachte, bis er 1946 wieder in die USA zurückkehren und sich voll und ganz dem Blues widmen konnte, bis er in den 60ern nach England zog und dort mit den Blues-Größen JOHN MAYALL und ERIC CLAPTON auftrat.
Dass Dupree auch viele Blues-Titel, die richtig rocken konnten, in seiner Zeit ab den 50er-Jahren einspielte, dokumentierte nun diese „Rocks“-CD, die an der 80-Minuten-Marke kratzt.
Natürlich fehlen dabei neben den vielen Raritäten auch seine echten Klassiker wie <a href="https://www.youtube.com/watch?v=E_0C8EUuXK8" rel="nofollow">„Shake Baby Shake“</a> (in gleich drei unterschiedlichen Versionen) und <a href="https://www.youtube.com/watch?v=RFHkqF4tyuE" rel="nofollow">„Old Time Rock And Roll“</a> (in zwei Versionen) nicht.
FAZIT: So bleibt am Ende des „Rocks“-Albums der letzte Satz des dicken Booklets wie ein in Stein gemeißeltes Statement stehen – genauso wie die Frage, warum man einen Blues-Sänger und -Pianisten wie CHAMPION JACK DUPREE in keine Ruhmeshallen aufgenommen oder auf steinigen Sternen verewigt hat: „He was the champion to the very end!“
Bear Family Productions jedenfalls hinterlassen mit diesem feinen Album voller rarer Aufnahmen und dickem Booklet eine klangvolles historisches Zeugnis, zu einem Musiker, der sich erst mit Handschuhen durchboxen und dann an den Piano-Tasten die Finger wund spielen musste, bis er als echter Champion akzeptiert wurde.
PS: Und wo das Album von bärischen Freunden von gutem alten Blues, Jazz und Rock gekauft wird, ist ja eigentlich klar, <a href="https://www.bear-family.de/dupree-champion-jack/" rel="nofollow">genau hier mit einem Klick</a> und nicht bei...
Erschienen auf www.musikreviews.de am 12.08.2018
Bear Family Records
80:40
26.01.2018