Auf seinem fünften Soloalbum, das strenggenommen kein solches ist, schart Christian Tolle einmal mehr jene alten Bekannten um sich, die schon an der Produktion von "Now & Then" (2016) beteiligt waren, u.a. Dough Gitarrist Aldrich und Schmeichelstimme David Reece, die sich bekanntlich zu gern für Studioprojekte ohne langfristige Verpflichtungen hergibt.
Dementsprechend unterscheidet sich "Point Blank" auch nicht großartig von seinem Vorgänger, geschweige denn, dass der Namengeber nur um Haaresbreite von seiner bisherigen musikalischen Ausrichtung abrücken würde. Geboten wird also einmal mehr poppiger (aufs Verständnis des Musikbetriebs in den 1980ern bezogen) Hardrock mit zwei Sängern, wobei Stamm-Frontmann John Cuijpers mehr Lieder übernimmt als sein bekannterer Gegenpart.
Das flotte Titelstück zu Beginn performen die zwei noch im Duett. das mit Orgel und Chören veredelte (echt jetzt!) 'Borderland', die eher belanglose Halbballade 'Proceed With Caution' und das nicht minder lahm dahindümpelnde 'Too Late' übernimmt Reece im Alleingang; seine Sternstunde auf "Point Blank" ist aber das bissige 'Black Friday' mit seinem hämmernden Refrain, wo er auch ausnahmsweise mal ordentlich fauchen darf.
Cuijpers brilliert hingegen im stampfenden 'Don't Make Me Wait', verhindert danach aber nicht, dass die unglücklich gewählte Coverversion 'Lonely Is The Night' ein allzu labbriges Finale markiert. Schreitende Songs wie der erstgenannte oder 'Before I Fall' erscheinen wie auf sein bisweilen Dio-artiges Timbre zugeschnitten und betrachtet man die Portfolios der beiden Herren am Mikro nüchtern, hat der "Underdog" sogar das charismatischere Organ; Russ Ballards an und für sich zu oft neu interpretiertes 'Since You've Been Gone' mutet dank seines Beitrags wieder richtiggehend frisch an.
FAZIT: Ein sauberes Melodic-Rock-Album, nicht mehr und nicht weniger, wobei Christian Tolle zwar klug ist, in Ermanglung eines markanten eigenen Profils auf Promis zu setzen, deren Teilnahme jedoch angesichts seiner Qualitäten als Schreiber und Produzent faktisch nicht nötig hat.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 20.10.2018
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26.10.2018