Live eingespielte Alben sind immer noch (oder längst wieder) eine Seltenheit, zumal aus dem Alternative-Bereich, in dem sich CLINT SLATE ungefähr verorten lassen. Zudem haben die Mitglieder die Platte ganz neuzeitlich übers Internet aufgenommen - und obendrein in einem Take. Wenn man dazu berücksichtigt, dass ganze 30 Musiker involviert waren, darunter ein 16-köpfiger Chor, und das Ergebnis hört, kommt man nicht umhin, den Hut vor der Band zu ziehen.
"Woodn Bones" ist nämlich nicht bloß Effekthascherei, sondern besteht aus handfesten Songs, die diese Bezeichnung auch verdient haben. Die Band um den Namengeber, der unter dem Pseudonym Clint Slate firmiert lässt sich keiner bestimmten Richtung zuordnen, wartet mit den Rock transzendierenden Gesangsharmonien auf und legt eine gewisse Jazzigkeit an den Tag, nicht nur wegen Akkordeonist Steban, der in 'The Last Laugh' und 'Above The Moon', zwei ansonsten eher unauffälligen Tracks, zu hören ist, sowie Saxofonist Olivier Temime, den man u.a. im lieblichen 'Flowers' vernimmt.
Zu den Höhepunkten zählen das energiegeladene 'Dead Of Night' und 'Unity', eine fast traditionelle Power-Ballade wie für die Arenen der 1980er, der heitere Ohrwurm 'The Last Laugh', der auf Klavier basierende Opener 'Runaway' - quasi als stilistischer Weichensteller - und das vom Blues durchwirkte 'Blackmail'. Gleichwohl die Musik nie Progressive-Rock-Ausmaße annimmt, agiert das Quintett (verstärkt auch um die feste Background-Sängerin Raphaële Sabater) verspielt und so experimentierfreudig, wie es allein schon mit diesem Projekt auftritt.
Dem Ensemble in seinen Videos bei der Arbeit auf die Finger zu schauen ist unterhaltsam wie beeindruckend, auch wegen der ästhetisch ansprechenden Kulisse des renommierten Théâtre Trévise Paris, vor welcher das Event am 29. November 2016 stattfand. Geringfügige Soundschwankungen, wie sie sich vor allem gegen Ende häufen ('Soul & Bones'), sind verständlich und lassen sich verschmerzen, was auch für den generellen Qualitätsabfall der Songs gilt; so ist das getragene Finale 'The Wave' ein eigentlich unpassender Antiklimax.
FAZIT: Viel gewagt und nicht gescheitert - das Experiment, eine Rockband live mit rund zwei Dutzend Begleitmusikern beim Performen sorgfältig ausgearbeiteter Kompositionen aufzunehmen, ist im Fall von CLINT SLATE rundum gelungen. "Woodn Bones" besticht durch schlicht gute Lieder im breiten Indie- bzw. Alternative-Spektrum und macht ungeheuer neugierig auf ein tatsächliches Konzert der Combo.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 25.08.2018
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03.08.2018