Guy Manning ist bekanntermaßen ein musikalischer Multitasker, der sich längst als Qualitätsmarke zwischen Neo Prog und New Age etabliert hat. Auf diese Stile muss man sich gleichwohl mit ihm verständigen können, sonst wird es nichts mit einer Freundschaft, und diese Prämisse galt bereits für das Debüt von DAMANEK, einem weiteren Projekt des umtriebigen Briten, weshalb man sich nicht zu wundern braucht, die gleichen Vorzüge und Mängel auf dessen Nachfolger zu erkennen.
Allerdings ist "In Flight" etwas opulenter ausgefallen als "On Track". Zwar negiert Manning seine Neigung zu Pop-Strukturen nicht vollständig, doch der Großteil des Materials auf der Platte steht im Zeichen instrumentaler und atmosphärischer Opulenz. Will heißen: Es geht unaufdringlich virtuos und stilistisch bunt zu, nachdem man mit 'Ragusa' eine Dienstleistung überstanden hat, mit der sich DAMANEK bei strengen Szenegängern anbiedern.
'Skyboat' versprüht mit funky Note und Percussion-Arrangement ein wenig mediterranes Flair, wobei die Gruppe von ihren Hintergrundstimmen bzw. dem Gospo Collective and Jones Commentary Choir profitiert. Zwischendurch torkelt die um mehrere Gastmusikerinnen und -Musiker verstärkte Kerntruppe durch den Takt-Dschungel wie Mannings Hauptband The Tangent in ihren Longtracks, und apropos: über die knapp neun Minuten (arg synthetisch wirken sie übrigens - definitiv der Schwachpunkt des Albums) von 'The Crawler' hinaus steht die dreiteilige 'Big Eastern'-Suite im Zentrum die fast die halbe Spielzeit von "In Flight" für sich veranschlagt.
Der Titel suggeriert bereits eine Weltreise, was sich beim Hören bestätigt: Im Osten (China) endend durchwandelt die Mammut-Komposition sowohl karge asiatische Steppen (musikalisch entsprechend minimalistisch inszeniert) als auch die Säle europäischer Klassik-Konzerthäuser und die Hippie-Hochburgen an der US-Westküste, aber das damit einhergehende Pathos nimmt man gern in Kauf - warum? Gegenfrage: Wer könnte, wenn er eine solche Odyssee "in echt" erlebte, vor lauter Ehrfurcht nicht so hochtrabend werden, wie es die Protagonisten hinter DAMANEK hier sind?
FAZIT: Umgesetzt mit einem vielköpfigen Cast, zu dem u.a. auch Dan Mash von Maschine und Toxic-Smile-Organist Marek Arnold gehören, wirkt "In Flight" teilweise tatsächlich wie eine aufwändige Filmproduktion, in deren Rahmen die vergleichsweise schlichten Lieder zur Beginn regelrecht verzichtbar werden. Hätte Guy Manning 'Big Eastern' gesondert veröffentlicht, müsste man von einem kunstvollen Highlight im Neo-Prog-Bereich sprechen; das Album an sich schafft es in seiner gegebenen Form hingegen nicht, den Mief konservativer Genre-Kost mit allem Für und Wider zu verwehen. Weniger selbstverliebte Längen wären in diesem Fall mal wieder mehr gewesen. <img src="http://vg05.met.vgwort.de/na/8ea415a422ae40feac4f285c500e1df3" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.10.2018
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05.10.2018