„Our Place in History“ ist – zumindest, wenn mit einem Fragezeichen gedacht – ein vielversprechend reflektierender Albumtitel für ein Genre, das so oft von hypochondrischem Herzschmerz überquillt. Als besonders produktive Band wird die dänische Folk-Pop/Rock-Combo DANGERS OF THE SEA eher nicht in die Geschichtsbücher eingehen: Vier Jahre ließ sie zwischen dem selbstbetitelten Debüt und diesem ihrem Zweitwerk verstreichen.
Der Opener „Meet me at the Station“ legt durchaus nahe, dass sich die Entwicklungspause gelohnt hat. Weiche Instrumentierung, die sich erst am Songende auf Volumen und Intensität besinnt, unterfließt als fragil-melancholischer Teppich die klaren Gesangsmelodien, die von einem ganz großen, nicht vor dem nötigen Pathos zurückschreckenden Refrain gekrönt werden.
Es wäre ja fast zu schön, wenn sich das ganze Album derart als netter, etwas melodramatisch in die regnerische Welt hinausschauender und dabei heiße Schokolade schlürfender Ohrwurm vorgestellt hätte: „President“ und „You & I“ gelingt es noch, das Interesse am Leben zu erhalten, ersteres als poppige Interpretation einer RADIOHEAD‘schen Prä-“Kid A“-Hymne, letzteres, indem es betont simpel stampfend sein Recyceln von nur allzu bekannten Akkordfolgen und Melodien zum eigentlichen Thema macht. Mit „There‘s no Answer for us“ aber wird flugs die Äthermaske gezückt. „Renegades“ und „Mathilda“ sorgen in ihrer wiederkäuenden, beliebigen Ereignislosigkeit allenfalls für nette Träume – die man nach dem Aufwachen garantiert vergessen haben wird.
Aufwachen lohnt sich frühestens für „Stories“: Hier kann man einiges an Abwechslung und sinnigen Melodien hören, ehe nach dem netten, vornehmlich auf Akustikgitarre und Gesang heruntergebrochenen „A 1000 good Reasons“ und dem zuckersüßen „When I‘m gone“ mit „Take me to the Ocean“ die vollmundige Eingängigkeit von „Meet me at the Station“ wiederentdeckt wird. Auf der Suche nach einem knackigen Endpunkt verpflanzt die Band „Can you hear me“ in ein Bar-Umfeld: Rhythmus, Mundharmonika und nostalgische Beschwingtheit.
Doch auch hier tun sich DANGERS OF THE SEA schwer, aus den bekannten Zutaten einen Funken zu schlagen. Der deutlich spürbaren Hingabe fehlt die Genialität oder zumindest Spontanität und Leichtigkeit.
FAZIT: „Our Place in History“ ist ein nettes, gefälliges, zeitgemäß klingendes Album, das große Melodien, dem aufmerksamen Hörer aber auch etliche Gähn-Momente zu bieten hat.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 17.01.2018
Mike Taagehøj
Andreas Bay Estrup
Frederik Teige, Andreas Bay Estrup
Jess Jensen
Rasmus Jusjong
DevilDuck Records
46:04
20.10.2017