Na, hast du schon wieder grünes Kraut geraucht? Nein Mann, ich bin auf dunklen Rettich umgestiegen!
Und der hat es in sich – in den Bergen hinter dem verlassenen Grenzposten warten nicht etwa menschenfressende Hillbillies, sondern drei jammende Franzosen, bewaffnet mit dicker Gitarre, Kontrabass und Schlagzeug, in ein wortloses Gespräch vertieft, mal hitzig diskutierend („Shanks“), mal sich begeistert gegenseitig unterbrechend („Touareg“), mal regelrecht streitend, sich mit den Gebeinen von seit Äonen im Wüstensand liegenden Knochen eines Menschen aus dem Stonerolithikum auf die Köpfe schlagend („7 Colossus“) – darüber, ob das jetzt Postrock, oder eher Metapostrock, oder nur Metarock ist, was sie hier betreiben, ob „Rock“ nicht sowieso ein inadäquater Begriff ist? Wäre vielleicht Post-Kraut besser? Sollte man den Geist von Konfuzius um Rat fragen? Oder lieber den von Syd Barret?
Doch siehe, da senkt sich die Sonne auf das Reverb-Pedal herab und katapultiert das Trio in einen ganz emotionalen <i>Over the Clouds</i>-Orbit („White Lily“ und „Elkan do“), wo die Melostrahlung des aufgehenden Mondes alle <i>Meta</i>stasen aus ihren Körpern spült.
Und dann ist die Reise auch schon vorbei und der kann sich glücklich schätzen, der nicht aufstehen muss, um den <i>Repeat</i>-Knopf zu drücken. Denn so verkopft, wie ich mir das Vergnügen gegönnt habe, es dazustellen, klingt diese EP wirklich nicht. Man hat es hier mit musikalischen freien Gedankenassoziationen zu tun, die aber keineswegs wie bloße Fingerübungen anmuten, und auch nicht durch allzu zufällige Melodien bald auf die Nerven fallen, sondern mit einer leichtfüßigen, selbstvergessenen Melange, die sich letztlich jeder Philosophie und szeneinternen Verzweckung entzieht und wohl auch deshalb so angenehm zwanglos ist.
FAZIT: <i>Schwoaza Kren, ja eh!</i> DARK RADISH tischen mit ihrer Debüt-EP ein frei-verspieltes, doch sinnig komponiertes Gerichtchen auf, die Chemie zwischen den drei Musikern scheint in der Tat zu stimmen. Inwieweit dieser nicht gefühllose Instrumentalrock auch auf Albumlänge funktioniert, bleibt mit Vorfreude abzuwarten.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 28.02.2018
Joachim Florent
Manuel Adnot
Yann Joussein
Atypeek Music
23:42
15.11.2017