Dass DASHBOARD CONFESSIONAL fast neun Jahre brauchten, um diese halbe Stunde handelsüblicher Musik auf die Reihe zu bekommen, gibt zu bedenken.Die mittlerweile betagten Herren ziehen ihre weitere Berechtigung daraus, dass da irgendwo noch Kids seien, die hören müssten, was sie zu sagen haben -lies den Text von 'We Fight', mit dem sich die Band dreist an die Spitze einer Bewegung stellt, die es so gar nicht mehr gibt, wie sie sie versteht. Gefangen im eigenen Schatten? Sinnkrise des gesetzten Alters? Eines vor allem: brav ausgeübte Anwesenheitspflicht
Zieht man die Ballade 'Heart Beat Here' heran, wird besonders deutlich offenbar, wo die ganzen Combos, die Vorreitern wie DASHBOARD CONFESSIONAL, Hot Water Music oder Jimmy Eat World folgten, ihre Schmachtfetzen entlehnt haben. Die Band sieht sich also gewissermaßen gezwungen, als Institution mal wieder etwas zu sagen, auch wenn sie gar nichts zu sagen hat - am wenigsten Chris Carrabba mit seiner glockigen Stimme, über dessen Befindlichkeitstexte man am liebsten hinweghören würde. Das Instrumentale allein gibt dazu jedoch keinen Anlass.
Die Band hat ausnahmslos musikalische Formschinken im passlichen Radiosongformat komponiert, versiert arrangiert und mit Hochglanzpolitur produziert, was zu einer durchweg leicht synthetischen Anmutung führte. Besonders grässlich ist in diesem Zusammenhang 'Belong' ausgefallen, bei dem man das Wort "Rock" nicht in den Mund nehmen möchte. Auch in Bezug auf das arg süßliche 'Catch You' gelingt es einem nicht so recht.
Wenn DASHBOARD CONFESSIONAL versuchen, mit der etablierten Hitformel zu brechen, kommt Zielloses wie 'Open My Eyes' heraus, dessen Sinn sich, was seinen Aufbau angeht, nicht erschließt. Das Stück verläuft im Sande, wie die Scheibe überhaupt im hinteren Drittel abfällt, denn die Beschwichtigung 'Be Alright' und das allenthalben als Outro durchgehende 'Just What To Say' - beide fallen durch ihre krampfhaft verzweifelte Art eher unangenehm auf.
Ansonsten wäre da noch die dröhnende Anbiederung 'Crooked Shadows' mit programmatischen "Oh oh"-Chören, die beispielhaft für die Fülle von wehmütigen Refrains auf dieser Scheibe steht. Vielleicht handelt es sich deshalb auch ums Titelstück, aber was es mit den Schatten auf sich haben könnte, steht ja schon oben in der Einleitung.
FAZIT: Gewollt kraftvoll, gewollt herzlich und gerade deshalb fadenscheinig - bombastische Arrangements hin, Edelsound her. DASHBOARD CONFESSIONAL verzerren das Lebensgefühl der 90er abseits des Grunge; es wird auf "Crooked Shadows" durch eine um jegliche Kanten beraubte Produktion und Vorgehensweise beim Komponieren ad absurdum geführt, zu Breitband-Arenarock für die Masse gemacht und fürs Altersheim empfohlen. Ganz ehrlich, AutoTune-Gesang würde niemanden auf dieser Scheibe überraschen.
Punkte: 6/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 11.02.2018
Warner
29:38
09.02.2018