Was hatten wir vor neun Jahren Freude am Debüt-Album der DAWES aus Los Angeles! Die Band um das Brüderpaar Taylor und Griffin Goldsmith spielte auf „North Hills“ Americana bester Manier und vermochte mit ihrem Sound sogar da und dort wehmütige Erinnerungen an THE BAND zu wecken.
Und nun das!
Auch wenn DAWES mit keinem ihrer Alben an den erwähnten Erstling anknüpfen konnte – dass die Band mit ihrem sechsten Studioalbum „Passwords“ in derart seichten Pop-Gefilden strandet, musste nicht zwingend befürchtet werden.
Wer nach den ersten drei Songs von „Passwords“, nach vierzehn wenig einprägsamen und langen Minuten mit Engelsstimmen, Streichern und sanften Dobro-Klängen, vom vierten Titel „Feed The Fire“ – eben – etwas mehr Feuer und Schub erwartet, wird bitter enttäuscht. Auch hier Herr Goldsmith in der Kopfstimmlage, der Harmoniegesang gefährlich nahe am schmerzhaften Frequenzbereich.
„Telescope“ kommt dann wohl mit etwas mehr Tempo daher, strapaziert aber mit einem gleichförmigen Sound-Teppich und über sechs Minuten Laufzeit dann doch die Geduld des an sich willigen Rezensenten.
Erst die beiden letzten Tracks vermögen schließlich wieder etwas versöhnlicher zu stimmen. Beides sind, wenn auch beileibe keine Perlen, so doch griffige Pop-Songs mit hörenswerten Intermezzi von Lee Pardini am Piano („Never Gonna Say Goodbye“) sowie des Jazz-Saxophonisten Josh Johnson auf dem abschließenden „Time Flies Either Way“.
FAZIT: DAWES legen mit „Passwords“ ein dezent-harmloses und synthetisch aufgemöbeltes Pop-Album vor, das sich in seiner geschliffenen und gleichförmigen musikalischen Unverbindlichkeit allenfalls zur Beschallung einer Shopping-Mall eignet. Wenn überhaupt.
Punkte: 5/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 25.08.2018
Wylie Gelber
Taylor Goldsmith
Taylor Goldsmith
Lee Pardini
Griffin Goldsmith
Jonathan Wilson (Synth Noise), Trevor Menear (Slide Guitar), Peter Jacobson, Tom Lea, Luis Mascaro und Ina Veli (String Instruments), Josh Johnson (Alto Sax)
HUB Records
51:46
22.06.2018