DEAD GIRLS ACADEMY - der Name ist ähnlich dämlich wie Vampires Everywhere, jener der ehemaligen Band von Michael Orlando, und mag sich das personelle Umfeld auch verändert haben, frönt der Kalifornier weiterhin einer Art von Neo-Glam, die sich nahtlos in den zeitgenössischen L.A.-Einheitsbrei eingliedert, obwohl der Frontmann die Stadt und ihre Lokalkultur in seinen Texten kritisch zu durchleuchten sucht.
Zwei Jahre lang schrieb er mit Falling-In-Reverse-Unsympath Ronnie Radke und Elvis Baskette (Slash, Sevendust) Songs, die sich zusammengenommen am treffendsten modernen Alternative Rock nennen lassen. Der Sound aalglatt, die kompositorischen Prinzipien leicht durchschau- und die einzelnen Stücke im Grunde genommen untereinander austauschbar. Mit 'Medicine' legen DEAD GIRLS ACADEMY erwartbar flott los; die Nummer gipfelt in einem achtbaren Ohrwurm-Refrain, wie ihn auch das leicht synthetische 'No Way Out' als smart gewählte Vorab-Single aufweist. Spielt die Band wie hier mit geringerem Vorwärtsdrang, wird sie endgültig radiotauglich, aber es ist andererseits nicht so, dass ihrer Musik irgendetwas allgemein Anrüchiges oder Gefährliches anhaften würde.
"Alchemy" ist kreuzbraver Mainstream, komplett mit obligatorisch balladenhaften Momenten wie 'I Can’t Feel a Thing', 'Conversations' und 'Far Away' im Kontrast zu weiteren akustischen Mobilmachungen, allen voran die zweite Auskopplung 'I’ll Find a Way' und 'Everything', das auch von Stone Sour oder Alter Bridge stammen könnte, zumal die Gitarrenarbeit generell vergleichbar hörenswert ausfällt, so wenig Stil, Ästhetik und Arrangements auch überraschen.
Freunde von Konfektionsware, an die sich die Scheibe vornehmlich richtet, mögen das beste Stück 'Devil on My Shoulder' übersehen, in dem DEAD GIRLS ACADEMY ausnahmsweise nicht den direkten Weg ins Ohr wählen, sondern um die Ecke denken und sich dabei keineswegs verirren. Gutes Ding, aber leider nur ein Tropfen auf den heißen Stein.
FAZIT: "Alchemy" ist hochprofessionell aufgezogener Post-Westcoast-Hardrock, Neo-Grunge oder wie auch immer man es sonst bezeichnen möchte, ohne dass sich DEAD GIRLS ACADEMY irgendwie von der Masse abgrenzen würden. Wer es traditionell, aber differenziert mag, sollte die Band und ihr auf Nummer sicher gehendes Debüt meiden. <img src="http://vg05.met.vgwort.de/na/7f22a72144384f4b81c47b2f83c0a1bd" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 8/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 03.09.2018
Victory / Soulfood
39:20
20.07.2018