Zurück

Reviews

Deathrow: Deception Ignored

Stil: Thrash Metal

Cover: Deathrow: Deception Ignored

Die Zeichen der Zeit: Ende der 80er betraten zahlreiche Thrash-Bands stilistisches Neuland (der Schlimmstfall: Rap- und Fun-Elemente) oder suchten ihr Heil in einem Mehr an Virtuosität (Mekong Delta, Sieges Even, Target, Toxik in Übersee - um nur ein paar zu nennen). Auch die vor Umbesetzungen nicht gefeiten DEATHROW waren davon betroffen, und geschadet hat ihnen der Kurswechsel gen Techno Thrash, wie man die progressivere Spielart damals nannte, in keiner Weise. Ihr drittes Album "Deception Ignored" avancierte zu ihrem bestverkauften, und das mit Recht.

Heute ist eigentlich schwer vorstellbar, dass so komplexe Musik ein breiteres Publikum ansprach, aber so war es. DEATHROW wirkten mit Neu-Gitarrist Uwe Osterlehner wie ausgewechselt und machten einen Riesensatz vorwärts. Die Musik auf "Deception Ignored" wirkt regelrecht mathematisch, aber trotzdem nicht verkrampft konstruiert, sondern fließt trotz zahlreicher ungelenker Breaks schlüssig dahin, sodass der Spaß vorbei ist, ehe man sich versieht.

Schon mit 'Events In Concealment' stellen die Düsseldorfer klar, woher der Wind fortan wehen wird. Der Opener setzt dort an, wo der bereits sorgfältiger arrangierte und eingespielte Vorgänger "Raging Steel" aufhörte, und geleitet den Fan auf gelinde Weise in die neue Stoßrichtung, wo Metal allein als Impuls nicht mehr zu genügen scheint. Die betörenden Leads zu Beginn von 'The Deathwish' deuteten ebenfalls noch auf DEATHROWs bisherige Gangart an, doch die Handschrift des neuen Klampfers, der sicherlich auch jazzigen Tönen (!Machinery'!) nicht abgeneigt war, ist unleugbar.

Im weiteren Verlauf bleiben die Herren melodisch und "anspruchsvoll" zugleich, dies insbesondere während mehrerer unverhofft epischer Momente. Staunenswert: das Vorzeige-Instrumental 'Triocton', ein überlanges Monster und eine hohe Messlatte bis heute für Bands mit Frickel-Ambitionen, sowie 'Narcotic', das fast zehn Minuten veranschlagt und ungeachtet seiner stolpernden Rhythmik eine stimmige Mini-"Oper" darstellt.

Dem gegenüber stehen die beiden direkteren, aber nicht weniger eindringlichen Tracks 'N.L.Y.H.' und 'Bureaucrazy', letzterer schon der Bonustrack der ersten CD-Auflage. Hervorheben darf man zudem die durchweg starkeGesangsleistung von Frontmann Milo - vor allem in 'Watching The World' - und der besonnene Umgang der Band mit zarten Passagen, die unter Hardlinern seinerzeit immer noch verpönt waren, Metallicas 'Fade To Black' hin, Testaments Power-Balladen her. Im Grunde genommen steht "Deception Ignored" auf einer Stufe mit Megadeths Meisterwerk "Rust In Peace" oder Underground-Achtungserfolgen wie Watchtowers "Control And Resistance" und "Suiciety" von Realm.

FAZIT: "Deception Ignored" ist ein Irrgarten, dessen Schöpfer aber jederzeit wussten, wo sie sie sich befanden, und im Prog-Thrash-Kontext nicht wegzudenken. Als vier Jahre später der ebenfalls beachtliche Nachfolger "Life Beyond" herauskam, herrschten andere Trends vor, und die Nischenstilistik musste eine solche bleiben. Osterlehner veröffentlichte später übrigens mit den beiden Psychotic-Waltz-Recken Dan Rock und Norm Leggio unter dem Banner End Amen das hörenswerte Album "Your Last Orison", das man in diesem Zusammenhang auch aufstöbern darf. <img src="http://vg08.met.vgwort.de/na/aa3160f9a176449da49d5b152df2a470" width="1" height="1" alt="">

Punkte: 13/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 29.03.2018

Tracklist

  1. Events In Concealment
  2. The Deathwish
  3. Triocton
  4. N.L.Y.H.
  5. Watching The World
  6. Narcotic
  7. Machinery
  8. Bonus:
  9. Bureaucrazy

Besetzung

Sonstiges

  • Label

    BMG / Noise

  • Spieldauer

    55:24

  • Erscheinungsdatum

    30.03.2018

© Musikreviews.de