Typisch für Jungspunde: DEATHROWs zweites Album erschien kaum ein Jahr nach ihrem ersten, denn die Düsseldorfer hatten einen Lauf, vermutlich sowohl in kreativier Hinsicht als auch persönlich, was ihre Vorsätze anging. Die Musiker müssen wohl diszipliniert an ihren Fertigkeiten gefeilt haben, denn "Raging Steel", ihre erste Zusammenarbeit mit Produzent Harris Johns - der Genre-Adresse Nummer eins seinerzeit -, markiert einen deutlichen Sprung vorwärts, wenn man es mit dem schon beachtlichen Einstand vergleicht.
Zimmerte Mekong Deltas Ralf Hubert "Riders Of Doom" noch einen "nur" standesgemäßen Thrash-Sound zurecht, werden DEATHROW hiermit endgültig international konkurrenzfähig, zumal sie Songwriting-technisch noch einen draufsetzen. Gleichzeitig da sie sich vertrackter und abwechslungsreicher zeigen, hauen sie die eingängigsten Tracks ihrer ersten Schaffensphase heraus, die nach dieser Scheibe auch abgeschlossen sein wird.
"All killer, no filler", sagt der Brite so schön, und das trifft eindeutig auch auf "Raging Steel" zu. Sänger Milo fühlt sich spätestens jetzt an der Spitze des Vierers wohl und tut sich durch sein recht unverkennbares, weil leicht nasales Organ hervor. Es ist abgesehen von der verspielten Grundausrichtung der Kompositionen ein Markenzeichen von DEATHROW geworden, für die man insbesondere das sich überschlagende Instrumental 'The Undead Cry' als Beleg anführen kann. Überhaupt gehört die Band zu den Besten ihrer Gattung, wenn es ums Schreiben von Dauerbrennern auch ohne Vocals geht.
Nichtsdestoweniger ist "Raging Steel" zweifelsohne ein Kind seiner Zeit, komplett mit stereotypen Texten über Realistisches wie Krieg (inklusive naiver Absage an den Nationalsozialismus) einerseit und Fiktion von Untoten bis zu Monstern andererseits. Das macht die Platte aber nicht minder gegenwartsrelevant. Eine solche Fülle von Widerhaken-Riffs und Melodien ('Scattered By The Wind' ist trotz zahlreicher Breaks ein Ohrenschleifer vom Feinsten) müssen nämlich auch zeitgenössische Kapellen erst einmal geballt auf einem Longplayer vorweisen.
Die 1987 herausgekommene Platte ist in den Erstauflagen längst rar und dank der Noise-Wiederveröffentlichungskampagne seit Ewigkeiten wieder auf Vinyl (rotem) zu haben. Dazu erhält man neben den gewohnten Liner-Notes das komplette Demo "Eternal Death", mit dem DEATHROW ihren Plattenvertrag ergatterten, sowie 'Yigael’s Wall', eine nie in einem Studio aufgenommene, sondern nur live dargebotene Nummer, die das Niveau des hauptamtlichen Materials sogar hält.
FAZIT: "Raging Steel" ist die erste Adresse für Traditions-Thrasher, wenn es um DEATHROW geht. Auf diesem Album perfektionierte das Quartett seinen urtümlichen Stil, ehe es zu neuen Ufern aufbrach. Objektiv gesehen hat die überwiegend schnelle, aber sehr "haptische "Scheibe in puncto Prägnanz beispielsweise gegenüber Destructions "Infernal Overkill" die Nase vorn, doch Karriere sollte die Combo nie machen, was wohl auch an internen Umwälzungen und dem Bestreben lag, sich künstlerisch uneingeschränkt zu entfalten. Womit wir beim Nachfolger wären … <img src="http://vg08.met.vgwort.de/na/30150557e462443287209c88dbe87fb9" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 29.03.2018
BMG / Noise
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30.03.2018