Um sich auf ihren möglichen Einzug in die reputierliche Rock & Roll Hall of Fame im kommenden Jahr einzustellen (und dem Fan wieder mal einen Teil seiner sauer verdienten Kohle aus der Tasche zu ziehen) haben DEF LEPPARD bzw. ihr Label rasch ein paar mehr oder weniger standardmäßige Nummern aus der Gesamtdiskografie zusammengewürfelt und verkaufen das Ganze nun als zigste Besten-Compilation mit den obligatorischen neuen Kompositionen, die auch bei den Kommerz-resistentesten Hörern Interesse wecken sollen.
Ob sie das tun, bleibt allerdings fraglich. Das Insidern von Live-Shows bekannte Depeche-Mode-Cover 'Personal Jesus' erfährt auf "The Story So Far" seine Erstveröffentlichung als Studiofassung, wohingegen man den Remix von 'Rock On' ebenso wenig braucht wie die kitschige Ballade 'We All Need Christmas'. Greift man dennoch zum Produkt, gilt es, das Doppel-Vinyl vorzuziehen, dem das fremde Stück und die Weihnachts-Nummer auf einer Single beiliegen, die wenigstens Sammlerwert besitzt.
Ansonsten bietet "The Story So Far" eine Reihe von Hits und ist in Anbetracht der Vielzahl ebensolcher, die DEF LEPPARD nach ihrer kurzen Metal-Phase verbrochen haben, alles andere als umfassend. Wie so oft bei Hit-Sammlungen dürften sich die Gemüter darüber spalten, was ausgesucht wurde. Konkret auf DEF LEPPARD bezogen stellt sich etwa die Frage, ob unbedingt Material vom durchwachsenen Spätwerk "Slang" oder ein Duett mit Country-Barde Tim McGraw hätte verwendet werden müssen.
Liebhaber entscheiden sich im "entweder oder" -Fall wahrscheinlich eher für "Hysteria: The Singles Boxset", das - nomen est omen - alle Auskopplung von eben jenem Albumklassiker bündelt. In der limitierten Box stecken zehn Vinyl-Singles der Platte, deren Erstveröffentlichung sich 2017 zum 30. Mal jährte, darunter zwei exklusive, die es zuvor in dieser Form nicht gegeben hat. "Excitable" mit der B-Seite 'Run Riot' und "Love and Affection" mit 'Don't Shoot the Shotgun'. Bei den Songs handelt es sich zwar nicht um Raritäten, doch Sammler freuen sich über die schmucke Aufmachung und füllen womöglich die eine oder andere Lücke in ihrer Kollektion. Fürs beiliegende Booklet richtet Frontmann Joe Elliott ein paar Worte an seine Fans, und eine vollständige Diskografie ist ebenfalls aufgeführt.
FAZIT: Nichts Neues aus dem Hause DEF LEPPARD. "The Story So Far - The Best Of" richtet sich ausschließlich an Unbedarfte, die sich einen groben Überblick des Gesamtwerks der Briten verschaffen möchten, wobei die Songauswahl fragwürdig, die Aufmachung aber zumindest nicht gänzlich lieblos ist. Im Zeitalter digitaler Downloads und Streaming-Listen kann sich letztlich aber auch jeder seine eigene Hit-Sammlung zusammenstellen. <img src="http://vg06.met.vgwort.de/na/4bb2557f2a844e80bf9b343e5061d6bb" width="1" height="1" alt="">
Erschienen auf www.musikreviews.de am 30.11.2018
Bludgeon Riffola / Mercury / Universal
150:24
30.11.2018