„The only proof he needed for the existence of God was music!“ („Den einzigen Beweis, den es für die Existenz Gottes bedarf, war die Musik!“)
Es schwebt über allem – dieses Zitat von Kurt Vonnegut, verewigt auf dem aktuellen Album „Riverdragons & Elephant Dreams“ der seit 2004 aktiven Nürnberger Prog-Band. EARTH FLIGHT treten darum anno 2018 mit ihrer LP/CD den Beweis dafür an, dass sich Gott auch hinter der progressiven Rockmusik, die alle Facetten zwischen Laut und Leise auskostet, verbirgt. Und das gelingt ihnen, Gott verdammt noch mal, auch richtig gut!
Oftmals beschleicht einen beim Hören dieses gut dreiviertelstündigen Werks der Eindruck, ANATHEMA, RIVERSIDE, PORCUPINE TREE und OPETH hätten auf „Riverdragons & Elephant Dreams“ ein progressive Drachennest bereitet und machen dabei zum Glück niemals aus irgendeiner altbekannten, viel zu oft kopierten Retro-Mücke einen Elefanten, sondern traumhaften Prog mit vielen Bezugspunkten, die nicht nach irgendeinem Klon-Häufchen müffeln.
Man spürt, dass sich EARTH FLIGHT viel Zeit – insgesamt sieben Jahre – für ihr Album ließen und dabei vieles von dem einfloss, was die progressive Szene dieser Zeit ausmachte. Auch hat sich stimmungsmäßig auf dem Album doch einiges geändert, denn anfangs waren EARTH FLIGHT, die ihren Namen von einem PENTAGRAM-Songtitel entlehnten, viel mehr im Dunstkreis ihrer Helden BLACK SABBATH und PENTAGRAM verankert.
Nie aber verlieren sie auf ihrem aktuellen Album den „roten Grundstimmungsfaden“, den Sänger Tobias Brunner folgendermaßen beschreibt: „Ein roter Faden in der Band ist die Melancholie, die uns alle verbindet. Diese einzigartige skandinavische Melancholie, wie sie Bands wie KATATONIA und ANATHEMA zu ihren Glanzzeiten hatten – wo auch immer die bei uns herkommt...“
Noch dazu ist die Gestaltung des Albums (Leider liegt dem Rezensenten nur die Digipak-CD vor!) hervorragend. Ein 16seitiges Booklet mit Linernotes und jeweils einem sehr atmosphärischen Foto für jeden Titel, das unter optischem Blickwinkel zugleich die musikalische Stimmung zum Ausdruck bringt, vervollständigen den sehr guten Gesamteindruck von „Riverdragons & Elephant Dreams“ - auch wenn man sich vielleicht doch einen Longtrack gewünscht hätte, der die 10-Minuten-Grenze knackt und sich auch mal in ausgiebigeren solistischen Spielereien nicht erschöpft, sondern brilliert. Vielleicht wird dieser Wunsch ja schon auf dem nächsten Album, auf das wir hoffentlich nicht wieder sieben Jahre warten müssen, erfüllt.
Der wahre Gott existiert eben doch nur in und durch die Musik.
FAZIT: Die Nürnberger Prog-Retro-Rocker EARTH FLIGHT haben sich sieben lohnende Jahre für ihr Album „Riverdragons & Elephant Dreams“ Zeit gelassen und präsentieren ein musikalisch wie gestalterisch rundum gelungenes progressives Kunstwerk, voller Berührungs- und Bezugspunkte zu den führenden Prog-Bands der jüngeren Vergangenheit und reihen sich ganz locker in deren Umfeld mit ein.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 02.06.2018
Benjamin Müller
Tobias Brunner
Benjamin Rodigas
Sebastian Hudl
Markus Kühn
Supreme Chaos Records/Cargo
48:46
20.04.2018