<b>„Gospel war sein Lieblings-Genre. Bei diesen Liedern klang er so leidenschaftlich wie nie und zugleich spürte man seinen inneren Frieden. Wenn er Gospel sang – für sich und mich in unserem Zuhause oder vor Tausenden von Fans – lebte er förmlich auf.“</b>
Um wen könnte es bei diesen Zeilen wohl gehen und wer spricht diesen Satz aus?
Würden wir Wetten annehmen, dann stehen die Gewinnchancen gut, dass wahrscheinlich die meisten erst einmal auf den Falschen tippen, denn hier spricht die Tochter Lisa Marie über ihren Vater ELVIS PRESLEY, die als Kind mit ihrem weltberühmten Vater zu Hause gemeinsam Gospel sang. Laut ihrer Worte liebte er diese musikalische Gattung am meisten und Lisa Marie vergaß nie, mit wie viel Leidenschaft, Kraft und Freude sie gemeinsam mit ihrem Vater „Where No One Stands Alone“ sang, auch weil beide der Text gleichermaßen berührte.
In diesem Falle ist es nicht verwunderlich, dass eines Tages eine Langspielplatte mit ELVIS‘ Gospel-Songs erscheint, doch diese LP ist etwas absolut Außergewöhnliches, denn sie holt die Vergangenheit und Stimme eines im Jahr 1977 verstorbenen, legendären Musikers in die Gegenwart, um ihr so einige völlig neue Klangfarben zu verleihen.
<a href="http://www.mtv.de/musik/videoclips/4dephv/The-Making-Of-Where-No-One-Stands-Alone" rel="nofollow">„Where No One Stands Alone“</a> vereint insgesamt 14 Gospel-Songs von ELVIS PRESLEY, die allesamt von den Instrumenten her neu eingespielt und remastert wurden, wobei auch Musiker, die früher mit Elvis auf der Bühne standen oder ihn im Studio begleiteten, beteiligt sind.
Natürlich wird dabei der dem Album seinen Titel verleihende Song zum absoluten Höhepunkt, da hier Vater und Tochter gemeinsam singen – oder (eigentlich unglaublich) genauer gesagt, <a href="https://www.youtube.com/watch?v=RaRaUjzD-as" rel="nofollow">die lebende Tochter ein Duett mit ihrem verstorbenen Vater singt</a>. Die Technik macht‘s möglich: „Es war sehr bewegend, gemeinsam mit meinem Vater zu singen. Der Text spricht mich an und berührt meine Seele. Ich bin sicher, dass die Worte bei meinem Vater sehr ähnliche Gefühle ausgelöst haben.“
Auf diese Weise wird das Album lange nach dem Tod von ELVIS PRESLEY zu seinem Gospel-Vermächtnis – ein ruhiges und besinnliches, aber auch voluminös-sakrales, das den KING OF ROCK‘N‘ROLL von einer anderen Seite zeigt – und das sich selbstverständlich auch einen vorderen Platz in der ersten Reihe aller anspruchsvollen Gospel-Platten verdient.
ELVIS PRESLEY ist wieder zurück, zumindest seine Stimme, die mithilfe modernster Technik so natürlich und modern zugleich klingt, dass man kaum glauben kann, dass diese Stimme im Grunde genommen vor mehr als 40 Jahren verstummte.
FAZIT: Schon früh am Anfang seiner königlichen Rock‘N‘Roll-Karriere stellte ELVIS PRESLEY fest: „Von meinem zweiten Lebensjahr an wurde Gospel zu einem Teil meines Lebens. Diese Musik bot eine Fluchtmöglichkeit, wenn ich Probleme hatte und sie nahm die ganze Last von mir.“ Mit dieser LP „Where No One Stands Alone“, die seine (diesmal) Gospel-Stimme in die Gegenwart holt und mit moderner Technik und neuen Instrumenten sowie noch lebenden Musikern einspielt sowie Background-Sängern und sogar Chören einsingt, wobei es sogar zu einem Duett zwischen dem toten Elvis und seiner lebenden Tochter Lisa Marie kommt, liegt anno 2018 eine der ungewöhnlichsten ELVIS-LPs aller Zeiten vor, nicht nur weil er hier seine heiß geliebten 14 Gospel-Songs singt, sondern weil er von Musikern sowie Technikern begleitet wird, die dieses gelungene Wagnis nur mit der Hilfe modernster Technik verwirklichen konnten.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 10.08.2018
Mike Brignardello, Jimmie Lee Sloas
Elvis Presley, Lisa Marie Presley
Tom Hemby, Pat Buchanan, Steve Mandile, B. James Lowry
Dennis Wage, Jason Webb, Andy Childs
Lonnie Wilson, Greg Morrow
Jim Horn (Saxophon), Scott Ducaj (Trompete), Darlene Love, Dr. Cissy Houston, Terry Blackwood, Armond Morales, Jim Murray, Donnie Sumner, Bill Baize, Ed Hill, Larry Strickland, Andy Childs, Shawnel Corley, Gus Gaches, Terry Franklin, Gale Mayers, Angela Primm, Robb Tripp, Christ Church Choir (Background Vocals)
RCA/Legacy/Sony Music Entertainment
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10.08.2018