15 Songs in fast einer Stunde, mindestens ein Drittel davon zu viel, das mal gleich vorab … Mag sein, dass ERSTAUSGABE dem einen oder anderen im Vorprogramm der Deutschrocker Ohrenfeindt begegnet sind, doch im Gedächtnis dürfte das Quartett nur den Wenigsten geblieben sein. Das mittlerweile zweite Album des Quartetts um Gitarrist und Sänger Daniel Bierschenk.
Ganz ehrlich, die heutigen Möglichkeiten des Selfpublishing bzw. On-Demand-Angebote zur günstigen Herstellung und Vertreibung eigener künstlerischer Ergüsse ist in Fällen wie diesem hier ein Ärgernis. ERSTAUSGABE gelingt es auch im zweiten Anlauf nicht, das Niveau einer Hinterhof-Kapelle, die ab und an auf Gemeindefesten spielt, merklich zu überbieten. Ihr neues Dutzend live erprobter Lieder bricht mit keiner Konvention geschweige denn, dass es auf die Kompositionen und die Performance der Schöpfer bezogen überhaupt gehobene Ansprüche erfüllen würde.
Und inhaltlich ist im Akkord "Facepalm" angesagt. Im Text von 'Irgendwann' macht der Frontmann beispielsweise das Unvermögen zur Tugend, Träume durch aktives Handeln umzusetzen, die scheinbare Ausweglosigkeit des kleinen Mannes mit dem Brett vorm Kopf und dem Arsch am Stammtischstuhl.
Wenn sich ERSTAUSGABE dann anderswo schwülstig gegen die Respektlosigkeit des Menschen gegenüber Tieren auslassen ('Unschuldiges Blut') oder wenig konstruktiv gegen die politische Rechte bzw. nationalistische Tendenzen wettern ('Flucht nach vorn', 'Verbrannte Fahnen'), fühlt man sich an alte "Schlachtrufe BRD"-Sampler erinnert, bloß leider nicht im nostalgisch Guten. Das pathetische 'Fernweh' oder der abschließende Tränendrüsen-Drücker 'Zeit zu gehen' wirken hingegen wie Böhse-Onkelz-Plagiate zum Abgewöhnen.
FAZIT: ERSTAUSGABE sind immer noch nicht Label-tauglich. Mit deutschen Texten über Kumpeltum, Milieu-Sippenhaft oder Fußball-Proletarier ('Meine Liebe, mein Verein') und hemdsärmelig zusammengestückelten Liedern pendeln sie arbiträr ohne eigene Kennung zwischen labbrigem Rock und "Metal", ohne der erfolgreichen Konkurrenz annähernd das Wasser zu reichen. Fürs lokale JUZ reicht das, aber wieso muss eine Plattenfirma es weitläufig zugänglich machen? <img src="http://vg01.met.vgwort.de/na/a2fd92982b9840259389c0a2fa502d53" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 5/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 26.06.2018
FinestNoise / CD Baby
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01.06.2018