Punkrock sollte prinzipiell hervorragend in Lagerfeuer-Ambiente funktionieren, aber bei FACE TO FACE tritt wieder jener Unglücksfall ein, der schon ganz andere nordamerikanische Kaliber ereilt hat, wenn diese versuchten, ihre Songs auf ruhigere Bahnnen und lichtere Soundgefilde umzulenken.
"Hold Fast" ist ein weiteres Pseudo-Unplugged-Album, dessen Schöpfer nicht einmal von sich behaupten dürfen, dermaßen zeitlose Lieder geschrieben zu haben, dass man sie noch einmal auf die sanfte Tour dargeboten bräuchte. FACE TO FACE arbeiten sich hier in einer knappen halben Stunde an Arrangements ab, die augenscheinliche Mängel der ausgewählten Kompositionen freilegen. So entpuppt sich das, was eine originelle Best-of hätte werden können, als unfreiwilliger Offenbarungseid.
Wie so oft handelt es sich nicht wirklich um ein konsequent unverstärktes Album; der Verzerrer hat Sendepause, doch die Band lässt sich instrumental durchaus etwas einfallen, wenn es darum geht, das Klangbild auszukleiden. Das Ergebnis ist leider allzu oft schwülstiger Radio-Pop, der selbst die Debüt-Nummer 'Don’t Turn Away', immerhin gut abgehangen von 1992, in den Schmutz zieht. Das schwebend poppige 'All For Nothing' kommt zu Anfang mit Slide-Gitarren ungleich besser daher, doch danach geht es stetig bergab. Der Singalong 'Disconnected' nervt in seiner völlig schaumgebremsten Art, 'Velocity' wird zu einer Jammer-Ballade mit verhalten kämpferischen Gesten, und fiese Emo-Core-Chöre sind der Gipfel dieses Ton gewordenen Elends.
Das etwas lebendigere 'Ordinary' und das ebenfalls flotte, zumal swingende 'Keep Your Chin Up' sind noch am leichtesten erträglich.
FAZIT: So wie die Gitarren klimpern, plätschert das Material auf "Hold Fast" (der Titel? blanker Hohn) in seiner Gesamtheit farblos vor sich hin. FACE TO FACE bieten hiermit eher Konsens-Hausmannskost statt raffiniert abgeschmeckter Neuinterpretationen von Vorhandenem. Das "Experiment" Punk-Leisetreter ist zumindest diese Scheibe betreffend in die Hose gegangen. <img src="http://vg06.met.vgwort.de/na/9fdf66679f674942bcd7e006956c3467" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 6/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 11.08.2018
Fat Wreck
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20.07.2018