Die für Auszeichnungen nominierten und teils auch preisgekrönten FARA standen bei der Produktion ihres zweiten Albums "Times From Times Fall" vermutlich unter Erfolgsdruck, doch den haben die Streicherinnen Kristan Harvey, Jeana Leslie und Catriona Price sowie Pianistin Jennifer Austin spürbar auf die leichte Schulter genommen.
Die von den Orkney-Inseln stammenden Mitglieder wirken schließlich nicht erst seit gestern in der Musikszene Schottlands mit (u.a. bei The Chair) und dürfen sich beim Komponieren wie Zusammenspielen auf eine langjährige Freundschaft verlassen, die man auch aus ihren Liedern herauszuhören glaubt. Was Wunder also, dass "Times From Times Fall" wie schon FARAs Debüt ein Ausbund an Heiterkeit ist, der zudem untrügliche Selbstsicherheit ausstrahlt?
Das wird bereits zu Beginn in dem Medley 'The Port Polka / Rognvald Ritch, The Little / The Shore' offenbar, wo neben diversen altertümlichen Tänzen auch Zigeunermusik und sogar ein "neuerer" Stil wie Swing anklingt. Dabei erkennt man auch deutlich, dass die Musikerinnen gezielt gemeinsam an dem Material gearbeitet haben, denn ihre unterschiedlichen Einflüsse sind jeweils klar auszumachen, ohne dass das Ergebnis zusammengestückelt wirken würde. Die Gitarristin und Fidde-Spielerin Anna Massie hat die Scheibe mit gebührendem Feingefühl produziert, wodurch das homogene Bild noch stärker unterstrichen wird.
Ein ums andere Mal fühlt man sich beim Hören der Scheibe angeregt, mit den Füßen zu wippen, im Rhythmus zu nicken oder endgültig aufzustehen und das Tanzbein zu schwingen. Eine wiederholt durchschimmernde Melancholie der konstruktiven Sorte garantiert hingegen den für einen langfristigen Reiz notwendigen Tiefgang, der "Times From Times Fall" locker in den Rang der Handvoll Jahresbesten in Sachen Folk-Alben aufsteigen lässt.
FAZIT: FARA ist mit diesem Album ein ihrem Debüt würdiger Nachfolger geglückt. Ihre Mischung aus eigenem Material und Neuinterpretationen vorhandenen Liedguts (von Christina Costie etwa) leuchtet im Kontext des britischen Folk einzigartig hell und zeichnet sich sowohl durch glaubwürdige Emotionalität als auch Pop-Appeal und beeindruckende Virtuosität aus.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 19.11.2018
Nordic Notes
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02.11.2018