Solokünstlerin Felicitas "FEE" Mietz - nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen Neue-Deutsche-Welle-Band aus der zweiten Reihe, die sich jüngst wieder zusammengerauft hat - ist zwar so jung, dass man ihr nachsehen muss, wie spät sie mit ihrem deutschsprachigen Befindlichkeitspop im Fahrwasser von Juli und Silbermond ankommt, doch das spricht sie nicht kategorisch von jeglicher Kritik frei. Nur weil den banalen Alltagserzählungen, die sie vermutlich mithilfe versierter Komponisten und Arrangeure in leicht verdauliches Tralala gegossen hat, voraussichtlich kein breites Publikum lauschen wird, braucht man sie nicht zu beschönigen.
„Ein Zimmer Küche Bad“ klingt so nach dem Zeitgeist der sogenannten Millenials, dass es wehtut, doch selbst die Originale waren besser und haben sich selten so lächerliche "reim dich, oder ich fress dich"-Texte erlaubt wie FEE. Die Musik plätschert unbeweglich dahin, als wolle jemand mit geheuchelter Hemdsärmeligkeit stylisch wirken, aber der Unterschied zwischen charmant amateurhaftem Dada und ausgewiesener Talentfreiheit ist leicht erkennbar.
Am allerschlimmsten ist in Anbetracht der vorgeblich intimen, persönlichen "Songs" allerdings, dass deren Schöpferin weitgehend abstrakt bleibt. Man nimmt FEE nicht als natürliche Person wahr, sondern als Kunstprodukt, selbst wenn man ihr nichts Böses unterstellen möchte. Immerhin sprechen wir hier von Indie bzw. der Disziplin Singer-Songwriter, und da haben Roboter (noch) ganz schlechte Karten, wenn es darum geht, sich in die Herzen potenzieller Hörer zu spielen. Ob die anvisierte Jugendzielgruppe das durchschaut? Fest steht unabhängig von subjektiven Sympathien in Hinblick auf den Stil und Eindruck, den Mietz vermittelt, dass "Ein Zimmer Küche Bad" bereits an Grundvoraussetzungen (Songwriting und Ausführung) für gute liedhafte Musik scheitert.
FAZIT: Felicitas Mietz tritt mit ihrem ersten Album wie ein unreifes Ding mit höchstens mäßiger Begabung zur Sängerin und Musikschreiberin auf, scheint nichts Wesentliches zu sagen zu haben. Angesichts ihrer Banderfahrung (Erfolgsspur) und der Tatsache, dass sie von einem Vorprogramm von Major-Künstlern zum nächsten gejagt wird, ist das erschreckend und sagt einiges über das derzeitige Klima im Musikbusiness aus. <img src="http://vg06.met.vgwort.de/na/935d5a6866f14dc38e98df228c9264bf" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 3/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 20.08.2018
Eigenproduktion
41:40
03.08.2018