Ach – was ist schon alles geschrieben worden über den Hauptmann und seinen geilen Haufen (Eigenwerbung). Die bösesten Verrisse vor dem Hintergrund der vollständigen Ahnungslosigkeit bezüglich der komödiantischen Ausrichtung der Spaß-Metaller aus Erlangen. Schaut man sich Rezensionen an, die den Ansatz der Band, die Mittelalter-Szene - deren Teil sie selbst seit mittlerweile 10 Jahren sind - durch den Kakao ziehen zu wollen, gänzlich unbeachtet lassen, kann man durchaus zu dem Schluss gelangen, den eher humoristisch und frivol ausgerichteten Spielleuten soll bewusst übel mitgespielt werden.
Während Truppen wie J.B.O. den Zenit ihres Schaffens längst überschritten haben, laufen FEUERSCHWANZ auf „Methämmer“ zu bestechender Form auf. In konstanter Weiterentwicklung und Bündelung der bisherigen Stärken der Band ist ein Album entstanden, das teils zum Tanzen, zum Lachen, zum Nachdenken oder aber zum Mitsingen anregt.
Gestartet wird mit einem echten Metal-Track (!), der so manche Kapelle, die sich dem Melodic Power Metal verschrieben hat, blass aussehen und beschämt die Instrumente einpacken lässt. Musikalisch und gesanglich (man achte auf die starke (Gesangs-) Sirene am Ende des Titels) Top-Notch, wird hier augenzwinkernd ein neuer Kult aus der Taufe gehoben, der sich spöttelnd mit Kirche und Verschwörungstheorien auseinandersetzt. Der Methämmer, „jetzt mit noch mehr Feuerkraft“ steht stellvertretend für die Ausrichtung der Scheibe, die sich im Anschluss mit „Schubsetanz“ über die Mosh-Pit – Kultur diverser Metal-Festivals lustig macht. Klar werden Aussagen wie: „Schubsetanz ist Rittersport“ und „wir sind auf Keilerei konditioniert, sind weder Tänzer noch Akrobaten, mehr Primaten im Kindergarten“ nicht unbedingt den Beifall verbiesterter Metaller finden, die sich analog der Textzeile „ein bisschen Schlagen und wieder vertragen“ unter dem Deckmäntelchen besagter Mosh-Pit Kultur gegenseitig ungestraft die Näschen polieren. Daher auch die augenzwinkernde Empfehlung, solche Pits nur in Rüstung zu betreten.
Mit „Die Hörner Hoch“ bringen die Feurschwänze direkt den nächsten Ohrwurm ins Rennen, der mit einem starken Metal-Riff startet um in einen stadiontauglichen Mitsing-Chorus zu explodieren. Selbstverständlich wird hier das Klischee der sich in Saufgelagen ergehenden Musiker gedroschen, wer dies aber ernst nimmt und die Ironie hinter dem Text nicht erkennt, ist bei FEUERSCHWANZ eben an der gänzlich falschen Adresse, die hier hier unumwunden zugeben: „ein volles Horn (gefüllt mit Met) ist mein heiliger Gral“. Auch Textzeilen wie: „Und sollte ich fallen, weint keine Träne um mich, sagt meinen Freunden ich hab´ tapfer bis zum Ende gezecht..“ sind derart übertrieben, dass es eine wahre Pracht ist.
Mit „Wikingerblut“ setzen die Mannen um Hauptmann Feuerschwanz noch eins drauf. Klassische Stakkato-Riffs dominieren den martialischen Titel, wobei das Winkingerblut, das vergossen werden soll, nichts anderes als Met ist, der aus dem Horn quillt. Hier wird „Kaperfahrt“ der ÄRZTE durch die Mangel gedreht, denn am „Weißwurstäquator ist kein Jan weit und breit, weder Klaas noch Pit, nur Hipster mit Bärten - da fahr ich nicht mit“. Neben dem komödiantischen Text auch musikalisch ein absolutes Highlight. In der Folge gibt es mit „Fortuna“ einen Song mit irischen Einflüssen, der gegen Ende einmal mehr von krachenden Metal-Riffs aufgebrochen wird, während „Prinzessin“ in humoristischer Art und Weise Beziehungsfragen diskutiert, gegen Ende mit Country-Intermezzo.
Aber auch nachdenkliche Töne werden angestimmt. „Der Geschichte Pfade“ beschäftigt sich mit der Sinnlosigkeit des Krieges und den damit einhergehenden Opfern unter den kleinen Leuten, die ihre Leben für die jeweils herrschende Klasse lassen.
Nun aber zum absoluten Highlight der Langrille. Wer bislang immer noch nicht von den überragenden musikalischen Fähigkeiten der Spielleute überzeugt war, findet sich im Angesicht der nun folgenden „Trilogie“ im Melodic Power Metal-Olymp wieder. Spoken words, aufgebrochen durch knallhartes Riffing, brillante Melodieführung, die Violine als dominierendes Element in den Zwischenparts, dazu eine abgefahrene Story aus der Götterwelt in GAME OF THRONS – Manier, wobei auch hier die Comedy verstohlen um die Ecke lugt, „Ein Held Ist Gebor´n“ setzt dem Ganzen in dieser Hinsicht die Krone auf, der textlich auch aus der Feder MONTY PYTHONs stammen könnte. Als krönender Abschuss rockt „Liga Des Mets“ die Hörer/Innen noch einmal vollständig durch und beendet das Album mit Melodic Metal vom Allerfeinsten, sowie einem grandiosen Gitarrensolo, das oben zitierte Kapellen endgültig zum Dorf hinausjagt.
FAZIT: „Methämmer“ ist mit Abstand das neue Karrierehighlight der Mittelalter-Metal-Rock-Spaßkombo FEUERSCHWANZ. Wer mit dem komödiantischen Ansatz der Mittelfranken, denen nichts und niemand im Bereich Mythologie, Sagen- und Mittelalterkult heilig ist, nichts anfangen kann, ist beim „Hauptmann und seinem geilen Haufen“ an der falschen Adresse. Musikalisch über jeden Zweifel erhaben, werden auf „Methämmer“ die ganz großen Räder gedreht. Nichts für Menschen, die die Mittelalterszene ernster nehmen als das wahre Leben. In diesem Sinne: „Macht euch bereit, Krieger des Mets.“
Punkte: 15/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 28.08.2018
Jarne Hodinsson
Hauptmann Feuerschwanz, Prinz Hodenherz III
Hans der Aufrechte
Sir Lanzeflott
Johanna von der Vögelweide: Geige, Drehleier; Prinz Hodenherz III: Flöten, Sackpfeile
F.A.M.E. Recordings / Sony Music
46:18
17.08.2018