Neben der hübschen Digipak-CD, die bei Metal Blade mittlerweile obligatorisch ist, erscheint FIFTH ANGELs zweites und letztes Album "Time Will Tell", das ursprünglich 1989 veröffentlich wurde, nun wieder auf Vinyl, und zwar in drei verschiedenen Farben, Schwarz inklusive. Das Album nimmt seinem Vorgänger nichts, auch wenn Hartgesottene darüber streiten, welche der beiden Scheiben eine höhere Dichte von potenziellen Hits aufweist. Sagen wir so: Sie ist hier wie dort sehr hoch.
FIFTH ANGEL schienen Black Sabbaths unterschätzte Jahre mit Tony Martin am Mikro (oder jene mit Dio, was bereits 'Cry Out The Fools' vom Debüt nicht nur nur mit seinem Titel suggerierte) vorweggenommen und teils auch begleitet zu haben, auch wenn ihre eigene Handschrift immerzu unverkennbar war; selbst jetzt kommt man schwerlich auf eine Band mit vergleichbarem Flair, auch wenn der Stil keine Revolution darstellte. Vor allem jedoch Frontmann Ted Pilot machte das Besondere der Combo aus, auch wenn die Chemie insgesamt eine besondere gewesen sein muss; einen anderen Schluss lässt das Hören ihrer beiden Werke bis heute nicht zu.
Manchmal intonierte der Sänger so beseelt wie später Mike DiMeo in einem stilistisch vergleichbaren Kontext bei Riot. Bandkopf James Byrd und Co. nahmen darüber hinaus einfach das Beste kommerziellem Hardrock sowie Metal-Untergrund und interpretierten es so geschickt mit einem Musikverständnis, das über die Szene hinausreichte, dass man sie nicht unter den progressiven Acts einordnen konnte, obwohl ihre Lieder kunstfertiger waren (und sind) als viele pseudo-verschachtelte Artrock-Krämpfe.
Beste Belege dafür: gleich zu beginn der Springinsfeld 'Cathedral', der seinem Schmatzfetzen-verdächtigen Titel zuwiderlaufende Ausritt 'Midnight Love' oder 'Seven Hours' das wieder jene für FIFTH ANGEL typische Wehmut aufweist.
FAZIT: Eingerahmt von einer kristallklaren Produktion, die auch heute kein gestandenes Major-Label ablehnen würde, entfaltet sich auf "Time Will Tell" klassisches Hardrock-Songwriting mit einem Mehr an Härte, das die Schöpfer wie schon zuvor ohne Zweifel im metallischen Kontext platzierte. FIFTH ANGEL hätte die Welt gehören können, doch so, wie es kam, haben sie zumindest die Herzen einer umso fanatischeren Minderheit für sich gewonnen. Messlatten-Melodic-Metal mit Melodien für Millionen ist das, nicht mehr und nicht weniger. <img src="http://vg08.met.vgwort.de/na/12a103db3af447b88f153b2d6cf5b635" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 14/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 16.05.2018
Metal Blade / Sony
48:35
18.05.2018